Portrait: Sepp Lippacher
„Joo“, klingt es im in breitem oberbayrischem Dialekt aus dem Telefon. Der ehemalige Maurer redet nicht viel. Was er sagt, das gilt. Folglich kam Sepp Lippacher, Jahrgang 1947, mit Fotos und Kurzbericht bestens vorbereitet zum Interview, dass im Rahmen seiner Ehrung zum Gewinn der Klasse Pre’65 des A-Cup 2012 vereinbart wurde.
a-trial: Sepp, gratuliere zum Gewinn der Pre’65 Gesamtwertung des A-Cup 2012. Was bedeutet dir dieser Sieg?
Lippacher: Jo, des freut mich schon. Ich habe mir für 2012 vorgenommen beim A-Cup mit zu fahren. Erst vierzehn Tage vor Salzstiegl habe ich mir extra die Moto Morini dafür gekauft. Das war am Anfang schon eine Umstellung, aber hat gleich ganz gut geklappt.
a-trial: wie begann deine Motorsport-Karriere?
Lippacher: 1970 war ich Kradmelder beim Militär. Das weckte meine Interesse am Motorsport. 1974 kaufte ich mein erstes Strassenmotorrad und nahm damit bei den Motorradtreffen an Geschicklickeitsturnieren teil. Das lag mir, ich konnte dabei meine ersten Erfolge feiern.
a-trial: und wie fing es dann mit dem Trial bei dir an?
Lippacher: 1980 war ich Mitbegründer des MSC Engelsberg. Ich veranstaltete gleich ein Geländegeschicklichkeitsturnier, an dem wir mit unseren Strassenmotorrädern teinehmen konnten. Zu dieser Veranstaltung kamen Leute aus der Nachbarschaft, wie zum Beispiel Bernhard Rolf. Ich machte erstmals Bekanntschaft mit dem Trialsport. 1982 kaufte ich mir meine erste Trial, eine Fantic 200. Der Sport faszinierte mich. Mit 32 Jahren war ich ein Spätstarter in den Trialsport, aber ich trainierte viel. Es folgten viele Laufsiege in unterschiedlichen Klassen. 1987 trat ich in der Seniorenklasse der deutschen Meisterschaft mit mittlerem Erfolg an.
a-trial: da blickst du dennoch auf eine 30-jährige Trialvergangenheit zurück!
Lippacher: joo, 30 Jahre Trial, bis heute über 22 Trialmotorräder und ca. 600 teilgenommene Veranstaltungen.
a-trial: Wie kamst du dann zum Klassik-Trial?
Ein Klubmitglied vom MSC Engelsberg, Ludwig Wochinger nahm bereits an den Klassik-Trial-Bewerben des D-Cups teil. Bereits 1995 und 1996 veranstaltete der MSC Engelsberg selbst D-Cup Bewerbe.
a-trial: was waren deine sportlich größten Erfolge?
Lippacher: Ich konnte zweimal den Alpenpokal in der blauen Spur, Spezialisten gewinnen. Auch im D-Cup feierte ich zwei schöne Erfolge in der Gesamtwertung: Im Jahr 2005 konnte ich die Klasse Twinshock auf einer Fantic 200 und im Jahr 2007 die Klasse PRE’65, Zweitakt auf einer Jawa gewinnen. Und heuer, 2012 den A-Cup, Pre’65.
a-trial: Was waren deine schönsten Momente im Trial, abseits von Siegen und Ehrungen?
Lippacher: So um 1995 war ich mit einigen Leuten wie Bruno Schneider, Otto Richter, Rolf Bernhard und weitere bei einem Wandertrial am Gardasee. Bis dahin kannte ich nur Bewerbe und Trainings auf Clubgelände. Und da fuhren wir einfach durch das Gelände. Das gemeinsame Truthahnessen werde ich nie vergessen. Aber auch das Clubleben im MSC Engelsberg macht mir viel Freude. Ich bin Gründungsmitglied und war 25 Jahre lang als Sportleiter tätig. Ich habe vielen Kindern das Trial beigebracht. Wir haben unzählige Fahrrad- und Motorradgeschicklichkeitsbewerbe organisiert. In einem Jahr waren es einmal sieben Veranstaltungen!
a-trial: du bist selbst ein Veranstaltungsprofi. Wie gefallen dir die A-Cup-Bewerbe?
Lippacher: Das Fahren in Gruppen war für mich neu. Das lief sehr locker ab, es gab keinen Stau, keinen Stress. Das Nonstop gefällt mir gut, da bin ich auch bei den modernen LF-Trials dafür. Am besten Gefallen hat mir aber, das Fahren im natürlichen Gelände. Die Bewerbe waren immer weitläufig, es gab keine künstlichen Sektionen. Leider werde ich wohl nächstes Jahr nicht bei allen Bewerben teilnehmen können.