Portrait: Emil Jahreis
a-trial im Gespräch mit Emil Jahreis, dem Gewinner der Gesamtwertung des A-Cup 2012, Klasse Modern.
a-trial: Gratulation zum Sieg in der Gesamtwertung des A-Cup. Was bedeutet das für dich?
Der Gesamtsieg freut mich natürlich sehr, wobei mir klar ist, wenn Robert , Hans-Peter oder Richard (Anm. der Redaktion: gemeint sind: Robert Schwihlik, Hans-Peter Egger und Richard Ganster) die komplette Meisterschaft gefahren wären, hätte das Ergebnis sicher anders ausgesehen. Auf der anderen Seite ist es erfreulich, dass man mit 62 Jahren in dieser Klasse noch vorne mitfahren kann, wobei der Schwerpunkt auf „mitfahren und nicht auf mithüpfen“ liegt.
a-trial: Wie waren Deine Trialanfänge?
Oh, das ist sehr, sehr lange her! Mein Traum war Straßenrennen zu fahren. Ich hatte gute Voraussetzungen, da mir damals ein „internationaler deutscher Fahrer“ seine, zu der Zeit hochkonkurrenzfähige HONDA CB 77 für die 350ccm – Klasse zur Verfügung gestellt hätte. Was mir fehlte war jedoch die Unterschrift meiner Eltern, da die Volljährigkeit erst bei 21 Jahren war. Ich lebte damals 6 km von der Trial-Hochburg Gefrees entfernt und kam so zum Trialsport. Mich interessierte der Sport kaum, trotzdem baute ich eine DKW 175 um und gewann damit 1970 mein erstes Trial gegen Fahrer, die aus dem Geländesport (heute Enduro) kamen. Man redete mir Talent ein und so fuhr ich halt mit wenig Begeisterung Trial.
a-trial: Wie ging es dann bei Dir im Trial weiter?
1971 kam ich beruflich nach Grafenau in den Bayerischen Wald und wurde dort sesshaft. Ich verkaufte meine DKW und erstand 1973 eine OSSA. Bei einer trialähnlichen Veranstaltung in Reisersberg lernte ich Erich Hackl kennen, der mir von paar Burschen erzählte, die im Wald umher fahren würden. Hierbei handelte es sich um Max Thoma mit seinen Brüdern. Georg und Alois waren damals als Buben noch mit umgebauten uralten Fahrrädern unterwegs.
a-trial: Was waren deine sportlichen Höhepunkte im Trial?
Eine lange Zeit mit vielen kleinen und größeren Erfolgen, ein paar Mal Nordbayrischer- und Bayrischer Meister; Siege in den verschiedenen Klassen beim Alpenpokal, Jura-Trialpokal, Niederbayernpokal, der Süddeutschen und Deutschen Meisterschaft; DMV-Trial-Meister; zweimal Süddeutscher Seniorenmeister; Zweiter und Dritter bei der Deutschen Seniorenmeisterschaft; Internationale Lizenz 1980 / 1881, beste Platzierung bei der WM als 26. von hundert Fahrern; Teilnahme bei der SSDT 2000; mehrmals Tiroler-Meister in verschiedenen Klassen; Siege und Stockerlplätze in verschiedenen Klassen in Saalbach-Hinterglemm, und, und, und, wobei mir ein anspruchsvolles Training mit meinen Trial-Spezln mehr bedeutet, als so mancher gewonnene Pokal bei einem mittelmäßigen Trial.
a-trial: Welche weiteren schöne Erinnerungen hast du im Zusammenhang mit dem Trial?
Die vielen Bekanntschaften europaweit, einige enge Freunde durch den Sport, die sinnvolle Jugendarbeit und immer wieder neue „verrückte“ Leute kennen lernen. Außerdem der Umgang mit Sieg und Niederlage, der Blick über den „Tellerrand“, wertvolles Sammeln von Lebenserfahrung durch den Sport und den damit verbundenen Reisen.
a-trial: Du bist auch organisatorisch und administrativ bei verschiedenen Veranstaltungen aktiv?
Da ich meinen früheren Vereinen MSC Gefrees und MSC Röhrnbach als Mitglied treu geblieben bin, meine Freunde vom MSC Kufstein weiterhin Veranstaltungen machen und die Familienzusammenführung als auch langjährige Freundschaften mich nun auch noch zum Mitglied der MTG Kiefersfelden werden ließ, gibt es jährlich regelmäßig was zu tun.
1975 gründeten Max Thoma und ich die Trial-Sparte beim MSC Röhrnbach. In der Zwischenzeit wurden dort 71 Prädikats-Läufe und jede Menge anderer Highlights veranstaltet, wo ich regelmäßig bei der Vorbereitung und Durchführung mit eingebunden bin. 1975 begann alles mit einer von uns gegründeten neuen Serie um den Niederbayern-Trial-Pokal. 1980 veranstaltete ich alleinverantwortlich in Grafenau einen Lauf zur Deutschen Trialmeisterschaft, denn alle zugesagte Unterstützung brach schleichend weg. Nach meinem beruflichen Umzug nach Rosenheim, blieben die Kontakte weiterhin bestehen. Was mich besonders freut ist die Tatsache, dass in Röhrnbach eine hervorragende Jugendarbeit geleistet wird und dass, das von mir mit eingesetzte Pflänzlein weiterhin so erfreulich sprießt. In Rosenheim kam dann der Kontakt zum MSC Kufstein, wo auch entsprechend viele hochwertige Veranstaltungen durchgeführt wurden. Der Kontakt zum MSC Gefrees beschränkt sich auf Großveranstaltungen wie EM und WM, wo ich teilweise beim Sektionsbau und auch als Punkterichter agiere. Schau mer mal was die Zukunft für mich bringt? Unterstützung bei Veranstaltungen, vielleicht etwas Jugendarbeit oder, oder? Was ich mir auch möglichst lange erhalten möchte, ist das angeeignete Wissen an Interessierte weiter zu geben, ob bei Jugend- oder Erwachsenen-Training, egal ob in Deutschland oder Österreich, wie auch in der letzten Zeit in Salzstiegl.
a-trial: Worin siehst du die Vor- bzw. Nachteile der Gruppenwertung im A-Cup?
Die Vorteile liegen ganz klar bei der Bewertung von Fahrer zu Fahrer, also durch aktive Punktrichter. Die Diskusionen fallen weg, da der Fahrer mehr als 90% seiner Fahrt selbst richtig einschätzen kann. Durch den Wegfall von Personal kann die Sektionszahl entscheidend gesteigert werden, somit kaum Stau und große Abwechslung. Der Nachteil kann sein wenn die Gruppe nicht harmoniert, keine Zeit zum Anschauen der Sektionen bleibt oder Druck auf der Zwischenstrecke aufgebaut wird.
a-trial: Was sind aus Deiner Sicht die Stärken und Schwächen des A-Cup?
Die Stärke vom A-Cup ist in meinen Augen die Rückkehr zum „Trial-Fahren“, weg vom Lenkerreißen und Gewürge in der Sektion, schöne anspruchsvolle Rundkurse mit vielen abwechslungsreichen Sektionen. Zu Schwächen will ich aus meiner Erfahrung als Veranstalter nur sagen, dass man nie alles allen recht machen kann. Mir gefällt das Konzept des A-Cup gut.
a-trial: Passen die „Modernen“ in eine Klassik-Veranstaltung?
Warum nicht? Ein Problem kann der Schwierigkeitsgrad darstellen, der nicht mehr besonders angehoben werden sollte, weil die Punktestände ab Platz 5 aufwärts schon die Grenzen aufzeigen. Allerdings, wenn man die Leistungen von Joe (Anmerkung der Redaktion: gemeint ist Joe Wallmann) mit seinem "Eisenhaufen" sieht, dann erkennt man was auch mit diesen Motorrädern machbar ist. Wobei in meinen Augen Joe schon immer ein Ausnahmefahrer war und es auch bleibt.
Durch die Teilnahme der „Modernen“ wird das Starterfeld gefüllt, der Kontakt zu den Klassikern hergestellt und dadurch auch eventuell zum Kauf einer solchen Maschine animiert. Wäre die Kombination nicht möglich, so würden die Veranstaltungen anonym nebeneinander ablaufen und somit jeder sein eigenes Süppchen kochen.
a-trial: Dein Wunsch an das A-Cup-Christkind?
Absoluten Schwerpunkt auf das FAHREN legen, Hinterradschwenk, Hüpfen und Sprungwende auch in der Bewegung für alle Klassen verbieten, damit die Sektionen weiterhin nicht zu eng werden, fahrbar bleiben, nicht gefährlicher werden und somit der Masse der ursprünglichen A-Cup-Teilnehmer entsprechen.