Portrait: Alfred Braun

a-trial.at im Gespräch mit Alfred Braun, Jahrgang 1961, dem Zweitplatzierten der Klasse PRE65 Clubman im A-Cup 2013

Alfred Braun
Alfred Braun

a-trial: Gratulation zum zweiten Platz der Klasse Pre65 Clubman. Was bedeutet das für Dich?
Braun: Anscheinend habe ich die 2. Plätze gebucht. Im Vorjahr zweiter hinter Sepp Lippacher und heuer hinter einem anscheinend unschlagbaren Hubert Erbler.  (Anm.d.Red.: mit einem Augenzwinkern fügt Braun hinzu:) Frustrierend ist die Tatsache, dass ich Hubert  in keiner Tageswertung geschlagen habe und dass ein gewisser Alfred Wagner auch bei einigen Tageswertungen vor mir war.

Pre Unit: Motor und Getriebe getrennt
Pre Unit: Motor und Getriebe getrennt

a-trial: Du startest auf einer Ariel, einem sogenannten Pre-Unit Motorrad. Was bedeutet das?
Braun: Motor und Getriebe sind zwei getrennte Einheiten; schweres Ding das man mindestens 60 mal an einem Bewerbstag starten muss (OT suchen, Dekompressor ziehen, ein kleines Stück weiterdrehen und dann die inzwischen 530 ccm in Schwung bringen). Ist fast anstrengender als das fahren selbst.

 

Ariel T5 530ccm, BJ. 1952. Image: Archiv Braun
Ariel T5 530ccm, BJ. 1952. Image: Archiv Braun

a-trial: Wie kamst Du zur Ariel T5
Braun: Alfred Rautner hat mich mit diesem Motorrad einmal in Innerschildgraben im Fahrerlager ein paar 8er fahren lassen. Ich war sofort begeistert. Zwei Jahre später habe ich sie im Tausch gegen eine Honda TL250, eine selbstgebaute BSA B40 (mit der übrigens heute Hubert Erbler fährt) und einen Aufzahlungsbetrag den ich heute nicht mehr weiß (wissen will) erstanden.

 

1972: Es begann auf Puch MS50, Image: www.puchclub.at
1972: Es begann auf Puch MS50, Image: www.puchclub.at

a-trial: Wie begann deine Motorsport-Karriere?
Braun:mit 11 Jahren Puch MS50 und ab13 mit  KTM 125 umgebaut auf „geländetauglich“ habe ich die heimischen Wälder im Leithagebirge unsicher gemacht.

 

1981: Braun beim Motocross in Siegendorf. Image: Archiv Braun
1981: Braun beim Motocross in Siegendorf. Image: Archiv Braun

a-trial: Wie ging es dann im Motorsport weiter?
Braun: Motocross war nur eine kurze Leidenschaft in den Jahren 1980 und 1981. Danach bin ich nur auf der Straße spazieren gefahren. Mit dem Trialsport habe ich erst im Alter von 31 Jahren, also 1992 begonnen. Im Jahr 2000 bin ich dann auch in die Enduroszene eingetaucht.

 

Braun over troubled water. Koritnica, Slowenien. Schaut am Foto komplett harmlos aus. Image: Archiv Braun
Braun over troubled water. Koritnica, Slowenien. Schaut am Foto komplett harmlos aus. Image: Archiv Braun

a-trial: was machst du neben dem Trialsport? Gibt es da auch nennenswerte Erfolge?.
Braun: Laufen, Skitouren, Enduro, Radfahren, Wildwasserpaddeln, Volleyball und Musikverein Sommerein. Wienmarathon 1996 deutlich unter 4 Stunden. Beim Endurofahren war die Einstiegssaison mit einem 2. Platz in der „Hobbyklasse“, das war damals die zweite Klasse nach der Staatsmeisterschaft, ein wirklich überraschender Erfolg in der Jahreswertung. Mit dem Musikverein Sommerein, bei dem ich seit 30 Jahren Stabführer bin ist sicher die Teilnahme am Bundesbewerb Musik in Bewegung 2007 in Bruck/Mur (hier darf nur eine Kapelle pro Bundesland antreten) ein Highlight.

 

1977: Evel Knievel Braun auf Bultaco Alpina. Image: Archiv Braun
1977: Evel Knievel Braun auf Bultaco Alpina. Image: Archiv Braun

a-trial: Wie kamst du generell zum Trial-Sport?
Braun: Als Schüler war ich einige male beim Wintercup in Mannersdorf zuschauen. Walter Luft und Jo Wallmann faszinierten mich vom ersten Augenblick an. Nachdem ich meine MS50 fürs „Trialfahren“ umgebaut hatte (Fußrasten, Fußschaltung, kurze Übersetzung, gekürzte Kotflügel …) träumte ich immer davon einmal bei einem Bewerb mitmachen zu dürfen.
Dann war eine sehr lange Pause bis ich mit 31 Jahren einen Bericht im Reitwagen gelesen habe und Rudi Beisteiner angerufen habe.

 

2006: Braun Trialfrust aufgrund von Fehleinschätzung der SSDT. Image: www.trials.at
2006: Braun Trialfrust aufgrund von Fehleinschätzung der SSDT. Image: www.trials.at

a-trial: ein vermeintlicher Höhepunkt, das Scottish Six Day Trial 2006  hat deine Lust am Trial empfindlich gestört. Was war da passiert?
Braun: Totale Fehleinschätzung. Die Leute, die mich mehrere Jahre animiert haben bei der SSDT mitzufahren, haben mir versichert, dass die Sektionen relativ leicht sind, man müsse sich nur an das rutschige Terrain und lange Sektionen gewöhnen. Erst Walter Luft hat uns bei einer Besprechung 3 Wochen vor dem Start erklärt worum es da wirklich geht. Abgesehen davon dass die Sektionen für mich inzwischen schon viel zu schwer sind, ist das „Nebenbei“ die Hölle. Zwischensektionen übers Hochmoor mit bis zu 196 km pro Tag. Regen, Schnee, Kälte, Zeitvorgaben zwingen einen verweichlichten Mitteleuropäer in die Knie bevor er noch vor der Sektion steht. Zu allem Überfluss habe ich mir nach einer technischen Panne während der Aufholjagd bei einem Spanndraht eines Weidezauns den linken Zeigefinger massiv geschnitten. Am dritten Tag habe ich dann noch versucht mit dem Mittelfinger zu Kuppeln, habe aber dann aufgeben müssen. Seither habe ich die große Lust am Trialfahren leider verloren. Wobei ich sagen muss dass die A-Cupsaisonen 2012 und 2013 wieder Lust auf mehr gemacht haben.

 Bericht Teilnahme SSDT 2006 von Alfred Braun >>

2005: 2. Platz im Euro-Cup Pre65 Pre-Unit. Image: www.trials.at, Klassik-Trial Ebenau
2005: 2. Platz im Euro-Cup Pre65 Pre-Unit. Image: www.trials.at, Klassik-Trial Ebenau

a-trial: Was waren für dich deine sportlichen Höhepunkte im Trialsport?
Braun: 2001 ein 2. Platz in der Seniorenklasse OGT hinter Adi Adamec aber vor Heinz Leitner. 2005 mit Ariel HT5 im Pre 65-Euro-Cup Klasse Pre-unit ein 2. Platz hinter Bruno Schleer in der Jahreswertung.

 

1997: Spektakulärer Abstieg beim Training in Friedreichs. Image: Archiv Braun
1997: Spektakulärer Abstieg beim Training in Friedreichs. Image: Archiv Braun

a-trial: Woran erinnerst du dich in Bezug auf Trial gerne zurück, was waren Highlights abseits von Ehrungen und Pokalen für dich?
Braun: die Aufnahme in die „Trialfamilie“ als Newcomer 1992 hat mich schon beeindruckt. Nette Leute, die auch einem Neuling und ev. späteren Konkurrenten mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. Das legendäre Kesselgulasch am Freitagabend in Friedreichs, die ausgiebigen Feiern in Schauerberg, das Fahrerlager in Raichenau, die Schnapsverkostung in Göllitz, ….

 

2013: A-Cup Limberg, PRE65 Gruppe. Image: www.trials.at
2013: A-Cup Limberg, PRE65 Gruppe. Image: www.trials.at

a-trial: Was sind aus deiner Sicht die Vor- bzw. Nachteile der Gruppenwertung?
Braun: für den Veranstalter sicherlich ein Vorteil weil man sich die Punkterichter ersparen kann (deinen erhöhten Aufwand sollte man aber berücksichtigen); Weitere Vorteile: eine meist sehr große Runde und 15 bis 20 Sektionen; Gruppenwertung ist meiner Meinung nach gerechter und strenger, da ja nur Profis bewerten; bei uns (Pre65 gelbe Spur)  hat es praktisch nie Diskussionen gegeben, da die Fahrer meist selbst die strengsten Maßstäbe bei sich selbst anlegen. Als Nachteil kann ich nur das Tempo der Gruppe anführen. Ich bin eher der Typ der zwischen den Sektionen schneller unterwegs ist und dann relativ rasch die Sektion fahren will. Speziell in „langsamen“ Gruppen habe ich meine Konzentrationsprobleme.

 

2012 A-Cup Kufstein. Image: A. Weber
2012 A-Cup Kufstein. Image: A. Weber

a-trial: Wie haltest du von der  (Beinahe-) Nonstop-Wertung im A-Cup?
Braun: passt genau; mit der sogenannte Nonstop-Wertung in der WM tun sich ja sogar Punkterichterprofis schwer.

 

ein Wunsch an das A-Cup-Christkind ist schon erfüllt: Ruttloff Jawa PRE65
ein Wunsch an das A-Cup-Christkind ist schon erfüllt: Ruttloff Jawa PRE65

a-trial: Dein Wunsch an das A-Cup Christkind?
Antwort: Ich würde gerne nächstes Jahr bei der Schottischen Pre 65 dabei sein
(ist leider sehr unwahrscheinlich); einen Pre 65 2-Takter; noch einige Jahre beim A-Cup teilnehmen dürfen (können).

 

 

a-trial, 2013

Fotogallerie