Portrait: Adolf Adamec
Adolf „Adi“ Adamec , Jahrgang 1947, ist ein Trial-Magier. Sein praktisches und theoretisches Fahrkönnen gibt der Ternitzer gerne an Interessierte weiter. Trial-Motorräder von Fantic, Montesa bis hin zu Gas Gas repariert Adi mit schlafwandlerischer Sicherheit! a-trial im Gespräch mit Adi Adamec.
a-trial: Adi, du bist ein begnadeter Schrauber. Was machst du beruflich?
Adamec: Seit dem Jahr 2009 bin ich Pensionist. Ursprünglich habe ich den Beruf des Tischlers erlernt. Zuletzt war ich bei Fa. Kraus & Naimer in der mechanischen
Montage als Automateneinsteller beschäftigt.
a-trial: Wie kamst du zum Motorradfahren?
Adamec: So wie bei den Meisten: mit einem Moped. Bei mir war es eine KTM Pony II. Mit 18 Jahren machte ich gleich den Führerschein und ich war schon mit meinem ersten
Straßenmotorrad unterwegs.
a-trial: Wie war der Weg zum Motorsport?
Adamec: Im Jahr 1972 begann ich mit dem Straßenrennsport bei Wertungsfahrten als Mitglied des Triumph Clubs. Im Jahr 1973 startete ich an der Tourist Trophy, hatte einen
Auslandsstart, sowie einem Berg- und Rundstreckenrennen, das zusammen gezählt wurde. Das waren auch alles international ausgeschriebene Veranstaltungen.
a-trial: Wann bist du deine erste Trialveranstaltung gefahren?
Adamec: Das war auch im Jahr 1973 beim Trial in Tulln. Als Mitglied des Triumphclubs hatte man Startpflicht mit einer Triumph. Der Stargast war niemand geringerer als Sammy
Miller, der bei dem Bewerb auch siegte. Zweiter wurde Walther Luft.
a-trial: Mit welcher Triumph gingst du beim Trial in Tulln an den Start?
Adamec: Mit meiner Triumph Bonneville 650 bin ich damals alle Bewerbe gefahren, die es in meinem Umkreis gegeben hatte. Für das Trial hatte ich mir bei der Anreise einen
Stoppelreifen umgehängt, den ich vor Ort umgebaut habe. So bin ich die Wertungsfahrten der Triumph Clubmeisterschaften gefahren.
a-trial: Wie kamst du überhaupt in Kontakt mit dem Trialsport?
Adamec: Josef Haider nahm mich als 18jährigen auf einem HMW-Moped zu einem Bewerb in Loipersbach mit. Da startete auch ein gewisser Herr Walther Luft.
a-trial: Anfangs stand der Straßenrennsport bei dir im Vordergrund?
Adamec: Ein Arbeitskollege meines Schwagers war Mitglied des Triumphclubs. Das brachte mich 1972 auch zum Triumph Club. Bei der Fahrt auf den Praunsberg, vorher in Tulln Slalom,
wurde ich gleich Zweiter. Ich bin alles gefahren, was mit meiner Triumph Bonneville möglich war. 1973 nahm ich an der Wintertourneefahrt (Schwechat – Baden – Pottenstein – St. Pölten –
Maissau – Aspang – Flugplatz) teil. Es wurde ein Geschwindigkeitsschnitt vorgeschrieben und auf öffentlichen Straßen gefahren. Wir waren insgesamt acht Stunden lang unterwegs, bei Sonne,
Regen und Schnee, auf Asphalt, Schotter und Glatteis. Ich hatte einen hohen Lenker und normale Straßenreifen montiert sowie selbstgebastelte Schneeketten dabei. Obwohl
ich damals insgesamt acht Reifenschäden reparieren musste, konnte ich die Goldmedaille gewinnen. Bei über 40 Teilnehmern, alleine in meiner Klasse!
Mitte 1974 erstand ich eine Kawasaki H2, 3 Zylinder, luftgekühlt. Das Fahrwerk war von einer 500er, der Motor hatte jedoch 750 ccm. Da das Fahrwerk für den Motor zu schwach war, habe ich einen eigenen Rahmen gebaut und den Motor auf Wasserkühlung umgebaut. Damit fuhr ich nur noch am Ring und Bergrennen. Am Zeltweg-Ring fuhr ich in einem Starterfeld gemeinsam mit Barry Sheene. Das war überhaupt fast wie ein WM-Lauf. Ich konnte mich da gegen die Asse, die teilweise mit eigenem Chauffeur angereist kamen, im Mittelfeld behaupten.
a-trial: Aber hallo, da bist du einen ziemlich heißen Reifen gefahren!
Adamec: Ich darf ruhig sagen, dass ich damals zu den schnellsten Amateurfahrern in der Klasse bis 750ccm zählte. Meine Kawasaki hatte damals ca. 140 PS und am Zeltweg-Ring wurde
ich mit einer Spitze von 285 km/h gemessen. Da haben wir mit viel Geld ein hochstehendes Motorrad aufgebaut. Die Folge waren gute Platzierungen. Sechster am Alpl, Vierter am Dobratsch, Dritter am
Rechberg, Fünfter am Salzburgring und Zweiter am Annaberg.
a-trial: Motorsport war auch damals bei Adamec schon eine Familienangelegenheit, oder?
Adamec: Ja, Anfangs war mein Bruder Herbert noch selbst als Fahrer unterwegs. Mit der Spezialisierung auf den Straßensrennsport war Herbert immer als Betreuer dabei.
a-trial: Wie lange warst du im Straßenrennsport engagiert?
Adamec: Im Jahr 1975 hatte ich in Großrahming wegen einer gebrochenen Schwinge an meinem Motorrad einen schweren Sturz. Eine Wirbelsäulenverletzung zwang mich zu einer
sechsmonatigen Pause. Ich stieg zwar wieder auf das Motorrad, hatte aber bis Ende 1976 weitere Stürze. Die Kinder wurden größer, die zur Verfügung stehende Zeit wurde immer weniger.
Wir waren auch an einem Punkt angelangt, an dem ein technischer Sprung beim Motorrad nötig gewesen wäre. So entschied ich mich von heute auf morgen alles zu verkaufen und meine
Straßenrennsportkarriere an den Nagel zu hängen. Ohne jeglicher Übergangsfrist. Ich bin auch heute noch davon überzeugt, das war für mich die einzige Lösung.
a-trial: Du hattest mit dem Motorradsport abgeschlossen. Wie bist du dann zum Trialsport gekommen?
Adamec: Hans Gansterer war ein befreundeter Fahrschullehrer. 1977 machte ich das Service für seine Fahrschulmotorräder. Ein defektes Motorrad brachte mich zum Trialsport.
Was im kleinen Personenkreis um Hans Gansterer begann, wuchs rasch auf 70 Leute an, die alle Spaß am Trialsport fanden. Daher wurde 1978 ein eingetragener Verein gegründet: Trialclub Schwarzatal.
Anfangs fuhr ich mit dem Motorrad von Gansterer. Die Clubkollegen kamen rasch zu mir wegen diverser Reparaturen. Ende 1978 kaufte ich mir mein erstes Trialmotorrad, eine Montesa Cota 348. Damit
bestritt ich mein erstes Trial in Rothenbuch. Dort stieg ich gleich mal richtig über den Lenker ab und landete im Wasser. 1979 stieg ich in der damaligen A-Klasse in das Bewerbsgeschehen ein.
Damals gab es nur zwei Klassen: A und B. A und B war genehmigungsfrei und fuhr vormittags in den gleichen Sektionen wie die Meisterschaftsfahrer. Für die Meisterschaftsfahrer wurden die
gleichen Sektionen für den Nachmittag etwas umgesteckt.
a-trial: Wann folgte der erste Trial-Sieg?
Adamec: Das war bei einem internationalen Trial in Piesting von Ludwig „Wickerl“ Steiger, ca 1981. Sechs Italiener fuhren in der gleichen Spur und lieferten
spektakuläre Showeinlagen. Aber im Bewerb hatten sie Probleme. Ich war schon mächtig stolz über diesen Sieg.
a-trial: Aber du bist doch auch in der höchsten Meisterschaftsklasse gefahren, oder?
Adamec: Das müsste ca. 1984 in Ramsau gewesen sein. Wegen Teilnehmermangel in der B-Klasse wurden A-Fahrer am Nachmittag zu den Meisterschaftsfahrern eingeladen. Es
hieß: „Ihr müsst nur vom Start wegfahren, durchfahren ist nicht erforderlich, damit der Meisterschaftslauf gewertet wird.“ Ich bin durchgefahren und wurde Fünfter!
a-trial: Was waren deine schönsten sportlichen Erfolge?
Adamec: 1990 habe ich den Gerhard Wolf-Cup gewonnen. Der Siegespreis war die Lizenz für das nächste Jahr.
1991 bin ich in der Klasse IV gefahren (höchste Klasse, grün) und landete im Mittelfeld der Staatsmeisterschaft .
1993 habe ich die Seniorenklasse OGT gewonnen
1997-2008 habe ich vier Mal die OGT Seniorenklasse gewonnen, und war sonst immer im Podestbereich.
a-trial: Abgesehen von deinen Trialsporterfolgen. Woran erinnerst du dich besonders gerne?
Adamec: Da muß ich nicht lange überlegen! 1995 hatte Wickerl Steiger das Trial der Nationen in Piesting veranstaltet. Er hatte mich gefragt, ob ich die Aufgabe des Streckenleiter
übernehmen wolle, zuständig für Strecke und Sektionsbau. Ich investierte drei Wochen Urlaub in die Vorbereitungen. Nach einem Leistenbruch war ich mit einer Miederhose unterwegs und
habe gearbeitet. Bis auf ein paar Kleinigkeiten nahm der Sportkommissionär die von mir vorbereitete Streckenführung komplett ab. Es hatte sich gelohnt.
a-trial: Und deine Schrauberleidenschaft?
Adamec: Über die Schrauberei bin ich zum Trialsport gekommen. Ab 2008 konzentrierte ich mich auf das Engagement meines Neffen von Markus Adamec in der Staatsmeisterschaft.
Ich selbst fuhr weniger. Das Schrauben macht mir aber auch jetzt noch viel Spaß.
a-trial: Seit es den A-Cup gibt fährst du nahezu nur noch Klassik-Trials und keine modern ausgerichteten Veranstaltungen mehr. Warum?
Adamec: Das Umfeld ist anders. Im Klassik-Trial geht es gemütlich und freundschaftlich zu. Die Leute sprechen miteinander. Viele Kollegen aus vergangenen Tagen haben sich im
Klassik-Trial wieder gefunden. Alte Rivalitäten wurden wieder geweckt. Das Fahren mit den Twinshockern ist technisch auch interessanter. Man muss mehr arbeiten und eine sauberer Spur fahren.
a-trial: Du bis nach wie vor mit einer fantastischen Fahrtechnik gesegnet. Warum begnügst du dich mit der weißen und somit einfachsten Spur?
Adamec: Das ist eine Frage des Alters. Gesundheitlich habe ich Probleme mit meinen Hüften. Ich merke, dass mir schon nach einer Runde gelegentlich die geistige Schnelligkeit
fehlt. Aber auch dem ganzen Körper fehlt mittlerweile die Grundschnelligkeit. In ein oder zwei Sektionen wäre das kein Problem, aber auf ein ganzes Trials gesehen, schaffe ich es nicht
mehr. Jetzt mache ich halt während der Bewerbe Triallehrgänge mit Einsteigern. Ich erkläre den Leuten die Techniken gerne. Es macht mir Freude zu sehen, wenn sich die Jungen
entsprechend bemühen. Ich brauche mir nichts mehr zu beweisen. Einige Sektionen bin ich dennoch schon in der gelben Spur, in Lehenrotte auch schon einmal in der blauen Spur gefahren. Im A-Cup ist
das zum Glück erlaubt.
a-trial: wie geht es dir mit dem Fahren in Gruppen?
Adamec: mir macht das absolut Spaß. Man ist den ganzen Tag mit den gleichen Leuten gemeinsam unterwegs. Lustig wird es, wenn wir junge Leute in der Gruppe haben. Die fragen
rasch, wann gehüft werden soll. Dabei scheitern sie oft schon am Geradeausfahren. In der Gruppe kann man die richtige Spur und Technik gut vorzeigen.
a-trial: Welche Ziele hast du für die Zukunft?
Adamec: altersbedingt muß ich die Dinge immer ruhiger angehen. Im Vordergrund steht natürlch möglichst fit und gesund zu bleiben. Die Zeit will ich nutzen um möglichst
viele Motorradl zu schrauben sowie selbst noch entspannt Motorrad fahren zu können.
Mediazone
Es wäre nicht Adi Adamec, wenn er nicht auf eine perfekt geordnete und katalogisierte Bildersammlung zurückgreifen könnte. Hier gewährt er uns einen Einblick in sein Leben voll Leidenschaft für den Motorradsport!
Für Adi Adamec war es sein persönliches Highlight in seiner Trialsport-Karriere: Als Strecken- und Sektionsbeauftragter für das Trial der Nationen in Piesting trug er 1995 große Verantwortung für einen internationalen Bewerb und erledigte trotz schwerer Verletzung und körperlicher Beeinträchtigung alles anstandslos...