Pre ´65 Scottish 2018
Alfred Braun berichtet eindrucksvoll von seinen Erlebnissen bei der Teilnahme am Pre '65 Scottisch, 4.-5. Mai 2018. Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!
Ich wollte ja kein Geheimnis aus meiner Teilnahme an der Pre´65 machen.
Im November 2017 habe ich mich nach oder mitten in einer Phase mit gesundheitlichen Problemen entschlossen mich für 2018 anzumelden. Im Jänner als ich noch nicht wusste ob ich jemals wieder Trial fahren kann (darf) kam das O.K. des Organisationsteams.
Geplant war natürlich eine gewissenhafte Vorbereitung mit Konditionstraining, Technik, ….
Realisiert wurde aufgrund einer langwierigen Grippe leider nur ein Bruchteil des Vorhabens und so bin ich nach dem A-Cup in Ramsau, bei dem mir zwei Tage vor der Abfahrt die Kickstarterfeder gebrochen ist, mit meiner Frau Montag nach der Arbeit in Richtung Amsterdam aufgebrochen. Übrigens – danke an Thomas Planyavsky der Teile aus seinem Motorrad ohne wenn und aber zur Verfügung gestellt hat.
Knapp 48 Stunden später in Kinlochleven angekommen habe ich mir vor der technischen Abnahme einige Sektionen angeschaut und hätte am liebsten meine Nennung zurückgezogen. Im Vergleich zu 2014 sind die Sektionen länger und wesentlich schwieriger geworden. Außerdem hat Schottland anscheinend einen extremen Winter hinter sich und die Flüsse und Bäche führen sehr viel Wasser. Nach längerer Diskussion beschließe ich (wir) doch zu starten und das Beste draus zu machen.
Das Teilnehmerfeld hat sich seit der Freigabe für junge Fahrer wesentlich verändert. Vor allem junge einheimische Fahrer nutzen die 2 Tage Pre´65 als Training für die am Montag beginnende SSDT. Deswegen auch die Verschärfung der Sektionen.
Freitag Parade in Kinlochleven und dann endlich Start. Wetter: schottisch 8°C, Wind, Nieselregen - ein Traum für einen Mitteleuropäer.
Die ersten 4 Sektionen habe ich mir 3 bis 5 Punkte pro Sektion erwartet. In Wirklichkeit sind es dann 3 mal Null und ein 3er geworden. Habe ich mich unterschätzt?
Nächste Sektionsgruppe „Pipeline“. Ewig lang, loses Geröll schon ganz unten und oben steil, rutschig, sch…. In diesen beiden Sektionen stehen mehr Zuschauer als im A-Cup das ganze Jahr. Dementsprechend ist auch die Anspannung und die „Angst“ zu versagen.
Erste Sektion mit 0, aber dann: nach einer Stufe verschlägt das Vorderrad und ich komme kurz zu stehen und kämpfe mit allen Mitteln bis zum „Finish of Hill“ – gefühlte 500 Füße, Puls auf knapp 200 und ein Sauerstoffzelt wäre gefragt. Resultat – ein gerechtfertigter Fünfer der schottischen Punkterichter. „Willkommen in der Realität“.
Danach kommt die „Blackwaterrunde“ – zwei Stunden Hochmoor, das aufgrund des schneereichen Winters besonders tief ist, gespickt mit Sektionen für die man in Österreich als Veranstalter gesteinigt werden würde. Das Wetter wird nicht wirklich besser und ich bin inzwischen komplett nass. Außen vom Regen, innen schweißgebadet.
Ausgelaugt und viel zu spät komme ich von der ersten Schleife zurück. Martina schüttelt nur den Kopf und redet mir halbherzig zu nicht aufzugeben. Aber zu diesem Zeitpunkt ist das sowieso keine Option.
Nach der Pause steht Keith Wells als Punkterichter in einer der Sektionen und gibt wie immer gute Tipps. Die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Der Geist ist willig, der Körper leider zu schwach.
Ich schaue mir brav jede Sektion zügig an, schmeiße die Werkzeugtasche zum E-Taferl und zurück beim Motorrad – - ich habe mir keine Spur, keinen Stein, keine Schlüsselstelle gemerkt. Fahre quasi im Blindflug durch die Sektion. Nicht unbedingt dass was ich mir vorgestellt habe. Vom Genießen keine Spur – nur durchhalten und fertigfahren ist angesagt.
Neben den zahlreichen Punkten bekomme ich wegen der Zeitüberschreitung noch 17 Zeitpunkte. Für mich die allerschlimmste Strafe.
Der zweite Tag beginnt mit der kleineren Runde mit 12 Sektionen. Die Voraussetzungen sind die gleichen – Wetter schottisch, Knochen und Muskeln müde, Bremsen funktionieren kaum und die Sektionen werden nicht wirklich leichter oder kürzer.
Nur der Wasserstand ist vielleicht etwas höher geworden. Es passiert mir tatsächlich zwei mal, dass ich mit beiden Füssen bis zu den Knien im Wasser stehe – da nützen auch die besten Stiefel nichts.
Das schottische Publikum ist zwar fachlich kompetent und wetterfest aber als ich mich in einem Bachbett ausbreite und unter der Jawa liege und mich kaum befreien kann ist keiner bereit auch nur ansatzweise zu helfen.
Der Nachmittag wird zwischensektionsmäßig noch einmal eine riesen Herausforderung.
Immerhin kann ich auf den letzten paar Sektionen, die ich am Donnerstag noch als unfahrbar (zumindest für mich) eingeschätzt habe, noch ein paar Nuller einfahren.
Das Ergebnis ist nebensächlich. Das angestrebte „mittlere Drittel“ ist sich leider um 2 Plätze nicht ausgegangen. Aber ins Ziel gekommen und in der Wertung trotz Zeitüberschreitung am ersten Tag.
Die Ergebnisse sind für mich sowieso ein Rätsel. Am ersten Tag ein Fahrer mit null Punkten gesamt. In der Endwertung (nach zwei Tagen insgesamt) 3 Fahrer mit null Punkten. Ich verstehe es nicht, aber ich muss ja nicht alles kappieren.
Spätestens seit Samstag verstehe ich die Gedankengänge von Alfred Wagner, den A-Cup durch die Einführung einer noch leichteren Spur und das „einfrieren“ des Schwierigkeitsgrads in den altbekannten Spuren für ein breiteres Spektrum an Fahrern zugänglich zu machen.
Pre´65 Scottish geht den entgegengesetzten Weg – leider.