Rep.: A-Cup Gaissau/Hintersee Sbg., 16.-17. Sep. 2017
Klinkenputzer
Die Auftaktsveranstaltung des Bewerbs zum Klassik-Trial A-Cup in Gaissau im Vorjahr war grandios. Prachtwetter, traumhafte Kullisse, tolle Sektionen. Die Reaktionen der anwesenden Teilnehmer waren entsprechend überwältigend positiv. Dennoch war nicht sicher, ob die Veranstaltung in Gaissau wiederholt werden könne. Vor allem finanzielle Probleme bereiteten den Veranstaltern große Kopfzerbrechen. Nachdem sich Wolfgang Ragowskj sehr erfolgreich als "Klinkenputzer" betätigte, konnte die finanzielle Seite abgesichert werden. Somit scharrte ein breit aufgestelltes und engagiertes Organisationsteam rund um Wolfgang Ragowskj und seiner Frau Petra bereits wieder in den Startlöchern. Doch heuer bereitete vor allem ein anderes Thema große Sorgen. Die Meteorologen kündigten eine durchziehende Schlechtwetterfront für das Veranstaltungswochenende voraus. Die Sektionen wurden teilweise bei herrlichem Sonnenschein vorbereitet. Am Gelände wird unter dem Jahr nie gefahren. Niemand wusste, wie sich der Boden bei Nässe verhält. Eine schwierige Ausgangslage!
Es kam schlimmer!
Die Liste der Vornennungen schien äußerst erfreulich.
Doch dann kam der Regen tatsächlich. Samstag, früh am Morgen regnete es buchstäblich Schusterbuben. Zum Niederschlag gesellte sich in der Früh zusätzlich noch Nebel. Beste Gründe also, um sich ernsthaft Sorgen machen, eine Fahrerbesprechung vor lediglich einer handvoll Teilnehmer/Innen durchführen zu müssen.
Eine Frage der Einstellung
Doch was ein echter Salzburger ist, der hat augenscheinlich kein Problem mit dem Schnürlregen. Gerade die Mitglieder der umliegenden Trialclubs nutzten diesmal die Gelegenheit am einzigen Motorrad-Trialbewerb im Raum Salzburg, abgesehen von Clubtrials und dem Nikolotrial des Trialteam Berndorf, um Ihr Können mit Fahrern aus ganz Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien und Slowenien zu messen. Das Resultat war ein überdurchschnittlich großes Starterfeld in den verschiedenen Spuren der Klasse "Modern". Aber auch für diese Teilnehmer galt selbstverständlich das A-Cup Klassik-Reglement. Mit zwölf separaten Sektionen pro Spur (!) war man auch für ein großes Starterfeld perfekt gerüstet um die Veranstaltung staufrei abwickeln zu können. Von den beinahe 90 vorgenannten Teilnehmer/Innen kamen fast alle, und darüber hinaus auch noch weitere! Am Ende waren es unglaubliche 113 (!) Teilnehmer/Innen, die weder Wind noch Wetter scheuten und an den Start gingen.
kleine Ursache, große Wirkung
Es bewährte sich, dass insgesamt 36 Sektionen vorbereitet wurden. Das Starterfeld konnte gleichmäßig über das Gelände verteilt werden. Die große Erfahrung vieler TeilnehmerInnen im Umgang mit Gruppenwertung zeigte sich auch darin, dass regelmäßig zu beobachten war, dass "schnelleren" Gruppen en bloc der Vortritt gelassen wurde. Dadurch wurde vermieden, dass sich plötzlich 10 oder 15 Teilnehmer/Innen über mehrere Sektionen hinweg gegenseitig bremsten und Wartezeiten entstehen könnten.
Doch Wolfgang Ragowskj hatte noch einen weiteren Trumpf im Ärmel: Für jede Spur war ein eigenes Sektionsbau-Team verantwortlich. Durch die Aufteilung der Sektionsplätze nach den verschiedenen Spuren hatten diese Teams auch vollkommene Freiheiten beim Abändern von Sektionen, da sie keine Rücksicht auf Tore für andere Spuren nehmen mussten. Das erleichterte und beschleunigte noch am Samstag Vormittag die umfangreichen witterungsbedingte Anpassungsarbeiten ganz wesentlich.
anspruchsvoll und anspruchsvoller
Die Sektionen wurden in unbefahrenem Gelände gebaut. Somit hatten alle Gruppen die Gelegenheit, zumindest in der ersten Sektion eine Erstspur ins Gelände zu setzen. Das ermöglichte zu Beginn einen guten Grip für alle. Doch mit den ersten ausgefahrenen Spuren wurde der Untergrund zunehmend rutschiger und anspruchsvoller. In allen Spuren wurden vor allem in der zweiten Runde einige Passagen nahezu unfahrbar. Wer in diesen Stellen von vornherein einen Tausendfüßlers-Fahrstil einplante, erhielt zwar keinen Schönheitspreis, konnte mit dieser Taktik aber oftmals wertvolle zwei Punkte gegenüber Mitstreitern aufholen, die es auf einen Nuller anlegten und damit komplett scheiterten. Diese Verschlechterung der Sektionen bestätigte auch die kurzfristige Entscheidung vor dem Start von Wolfgang Ragowskj, die Laufzeit von drei auf zwei Runden mit zwölf Sektionen zu verkürzen.
Die Situation in den Sektionen war aber für alle gleich und die Teilnehmer/Innen verstanden das auch so. Lediglich fünf vorzeitige Aufgaben vom Bewerb zeugen von einer enorm sportlichen Einstellung des Teilnehmerfeldes!
Wiederholungstäter
Die Vornennungen zeigten bereits eine hohe Anzahl von "Samstags"-Fahrern, vor allem in der Klasse Modern auf. Die Wetterprognosen kündigten für Sonntag eine weitere Wetterverschlechterung an. Wiederum mußte man von einer hohen Rate an "Abmeldungen" für Sonntag ausgehen. Doch die Organisatoren wurden von den Teilnehmer/Innen erneut eines Besseren belehrt. Noch vor zwei Jahren lag der Teilnehmerschnitt bei den A-Cup-Veranstaltungen bei 81 pro Tag. Trotz hundsmiserablen Wetters gingen in Gaissau am Sonntag noch immer 85 Teilnehmer (!) an den Start.
Anpassungskünstler
Das Veranstalterteam sammelte mit den Bedingungen vom Samstag die ersten Erfahrungswerte, wie sich der Boden tatsächlich bei Nässe verhält. Noch am Samstag Abend wurden die Sektionen um mindestens eine Stufe vereinfacht oder offener gestaltet. So wurden z.B. in einer Sektion ein kompletter Wiesenhang offen gelassen, damit die TeilnehmerInnen eine Auffahrt mit griffigem Untergrund wählen konnten. Lediglich in der blauen Spur musste ein Sektionsplatz komplett aus dem Bewerb genommen werden. Obwohl die allgemeinen Bedingungen am Sonntag wesentlich schlechter waren, als am Tag davor, zeigen die Ergebnislisten in allen Spuren niedrigere Fehlerpunktewertungen als am Samstag. Das erhöhte ganz wesentlich den Fahrspaß.
Um eine Fußverletzung ausheilen zu lassen, war Gerhard Ehrenreich zum Zusehen verurteilt. Dabei stellte ein völlig unerwartetes Phänomen fest. Demnach wurde die Stimmung um so besser, je schlechter die äußeren Bedingungen waren. In allen Klassen und in allen Spuren waren nur gut gelaunte Teilnehmer/Innen zu bemerken. Selbst Tausendfüßler wurden johlend bejubelt, Ausrutscher sorgten für Lacher bei den Betroffenen und Gruppenmitgliedern.
Sofort wurde in Erinnerungen an vergangene Regenschlacht-Abenteuer geschwelgt. Gleich wurde klar, der A-Cup Gaissau 2017 wird ebenso lange in Erinnerung der TeilnehmerInnen bleiben. Auch am Sonntag durften nahezu alle TeilnehmerInnen gerrechtfertigt stolz darauf sein, diesen Bewerb erfolgreich beendet zu haben.
Es ist Tradition im A-Cup, dass im Zuge der Siegerehrung eine einzelne Person gesondert für das Zustandekommen des jeweiligen Bewerbs von den Teilnehmer/Innen lautstark geehrt wird. In Gaissau galt diese Ehrung allerdings gleich zwei Personengruppen. Zuerst richtete sich die Ehrenbekundung an das komplette Veranstalterteam rund um Wolfgang Ragowskj für den gezeigten Arbeitseinsatz. Zum Zweiten durften die Teilnehmer/Innen vollkommen berechtigt sich selbst für die gezeigte Willensstärke und Begeisterungsfähigkeit ehren. 198 Teilnehmer/innen in zwei Tagen, 79 Teilnehmer/Innen die an beiden Tagen am Start waren sind für diese Witterungsbedingungen wirklich aller Ehren wert!
Ergebnisse im Detail
Fotos
Fotos von Max Hengl und Alf Koch gibt es wie immer auf trials.at