Bericht: I wü oba i kau net Trial, Wöllersdorf. 4. Jän. 2015
Legendär
Dem Mythos nach, sei bei einem Essen im Hause des Kardinal Mendoza im Jahre 1493 behauptet worden: „Das hätte ja jeder andere auch vollführen können!“. „Der Unterschied ist, meine Herren, dass
sie es hätten tun können. Ich hingegen habe es getan.“ soll die spontane Antwort, des gerade von der ersten Entdeckungsreise zurückgekehrten Christoph Columbus gewesen sein. Nachdem er auf
legendär einfache Weise ein Ei auf der Spitze auf einen Tisch platzierte und somit das scheinbar Unmöglich schaffte.
Und wie soll das funktionieren?
Die alten Hasen der Trialszene schwelgten immer wieder nostalgischen Erinnerungen und erzählten dabei Geschichten vom Winter-Cup oder z.B. vom Wintertrial in Mannersdorf aus den 1970er Jahren.
„Sowas sollte man wieder mal machen…“ war dabei immer wieder zu hören. Aber das ist heutzutage unmöglich. Wie sollte man für ein Trial im Winter die Punkterichter motivieren können? Wie sollte
man in der Kälte ein Wertungssystem in Betrieb halten? Wie sollte man das Unfallrisiko in vertretbarem Rahmen halten. Und das alles bei einer zu erwartenden sehr geringen Teilnehmerzahl. Da ist
das Verlustrisiko doch wirklich viel zu hoch!
Abenteurer
So wie Christoph Columbus vor über 500 Jahren, scherte sich Karl Flanner nur wenig darum, was man tun sollte, oder wie etwas gemacht werden sollte. Er konzentrierte sich darauf, die Aufgabenstellungen vor Ort zu lösen, um ein Trial der besonderen Art anbieten zu können. Und das tat er auch!
Das von Harald Nehiba mit Helfer Kurt und Andi neu gestaltete Trialgelände bei Wöllersdrof mit etwa 6500m² Fläche, war die Basis für die Veranstaltung eines Party-Trials im bewußt
kleinen Kreis. Ursprünglich hoffte man, genug Freunde motivieren zu können, auch im Winter Ihre Mopeds aus der Garage zu holen. Die Info über die Veranstaltung verbreitete sich jedoch wie ein
Lauffeuer und binnen weniger Tage gab es so viele Anfragen, dass alle zu vergebenden Startmöglichkeiten bereits mit Teilnehmern belegt waren und man ganz offiziell den Meldeschluss verlautbaren
musste. Den besonderen lokalen Anforderungen entsprechend, war schon das Motto „I wül ober i kaun net Trial“ ganz bewußt gewählt. Es war kein Bewerb im üblichen Sinn. Karl Flanner verwies mehr
als nur einmal, dass es keine Preise gäbe und dass es nichts zu gewinnen gäbe. Mit großer Eleganz wurde damit jeglicher, auch behördlicher Gegenwind umschifft, und das Winter-Partytrial überhaupt
ermöglicht. Zu einer Party gehört aber auch eine richtige Verköstigung. Gulaschsuppe, Glühwein und auch sonstige Getränke waren in der geringen Unkostenbeteiligung für die Trialvorbereitung und
Verköstigung inkludert!
Ideale Trainingsmöglichkeit in Wöllersdorf
Gerade die überschaubaren Größe des Geländes in Wöllersdorf ließ rasch erkennen, dass mit viel Hirn, Herz und Hingabe gebaute unterschiedlichste Trainingsmöglichkeiten vorhanden sind. So wird
hier sogar Sektionsmaterial aus dem internationalen Hallentrial Wr. Neustadt, das im Jahr 2015 auch zur Indoor-WM zählt, zwischengelagert und für Trainingszwecke zur Verfügung gestellt. Welche
Energieleistung dieses Gelände aber tatsächlich erfordert, zeigt schon der Umstand, dass die Betreiber trotz der Nähe zur Autobahn und Bahntrasse bereits mit drei Anzeigen konfrontiert waren. Die
bisher gezeigte und erfreuliche Disziplin der Trialfahrer machten es möglich, dass jegliche Bedenken beseitigt werden konnte und bestes Einvernehmen mit Behörden und Anrainern besteht. Solche
Anekdoten veranschaulichen aber sehr gut, auf welch schmalem Grad sich die Betreiber dieses Trainingsgeländes bewegen und verlangen größten Respekt und Hochachtung.
ein 13jähriger beseitigte die letzten Zweifel
Ein asphaltierter Gemeindeweg führt direkt zum Trialgelände und ist auch mit Anhänger gut zu erreichen. Der Start war für 10.00 Uhr angesagt, doch schon um kurz nach 9.00 Uhr herrschte reges
Leben im Fahrerlager. Der Winter machte seinem Namen alle Ehre. Schneefall hüllte die Landschaft unter eine wenige Zentimeter dicke weiße Decke. Das führte zu vielen Diskussionen. Karl Flanner
lernte bereits zum Auftakt die erste Veranstalter-Regel kennen: „Frage drei Menschen und du wirst fünf Meinungen erhalten…“. So stand auch eine Terminverschiebung um zwei Tage im Raum. Vor allem
etliche künstlich gebaute Sektionen für die Spur blau waren verflixt rutschig. Das Risiko für die Fahrer dabei war nur schwer abschätzbar. Zwischen all dem Für und Wider an Argumenten, kam der
knapp 13jährige Marco Mempör auf Karl Flanner zu und informierte den Veranstalter darüber, dass er aufgrund der schwierigen Verhältnisse nicht die blaue Spur sondern lieber in Gelb fahren wolle.
Diese verblüffend einfach Lösung aufgrund der klaren Selbsteinschätzung sowie vernunftgemäße Aussage eines so jungen Burschen, war für Karl Flanner der entscheidende Moment das Partytrial doch
wie angekündigt zu veranstalten. Da sich auch das Wetter besserte und der Schnee abtaute, wurde der Start zeitlich geringfügig verschoben. Weitere Teilnehmer folgten auch dem Beispiel von Marco
und bestätigten somit auch die Entscheidung des Veranstalters. Sie trugen somit wesentlich zur Sicherheit und auch für einen zwischenfallsfreien Sonntag Vormittag bei.
Bestehendes verfeinert
Insgesamt wurden vier Spuren vorbereitet und nach dem Farbenmuster im ÖTSV-Cup ausgeschildert. Dabei waren jeweils fünf Sektionen für die Spuren weiß/grün sowie gelb/blau separat vorbereitet, die
viermal zu befahren waren. Kleinen Gruppen mit zumeist fünf Teilnehmern werteten sich gegenseitig. Die Sektionen waren prinzipiell für moderne Motorräder gebaut, aber die Spuren weiß/grün waren
auch für Oldtimer sehr gut fahrbar. Trotz der modernen Ausrichtung der Sektionen wurde nach dem Klassik-Trial A-Cup Wertungssystem, also „Vorderradstillstand + Fuß = 5 Punkte“ beurteilt. Durchaus
interessant war die Lösung der Wertungskarten. Das Pinnadel-Stecksystem, das aus dem A-Cup bekannt ist, wurde weiterentwickelt. Statt an vorgegebenen Stellen für die erzielte Punktezahl
einzustechen, wurden die Anzahl der Punkte in die Karte eingestochen. Also z.B. drei Durchstiche für drei Punkte. Das ermöglichte eine sehr handliche Punktekarte, die auch für alle zwanzig
Sektionen reichte. Da es nichts zu gewinnen gab, wurden die Punkte auch gar nicht gleich vor Ort ausgewertet. Vergleichbar mit dem international bekannten südenglischen Talmag-Klassik-Trial,
werden die Punktewertungen im Nachhinein bekannt gegeben.
Ladlspiel
Den Abschluss bildete kleine Tombola, bei der unter allen Punktekarten vier Teilnehmer gezogen wurden. In Anlehnung des berühmten Ladlspiels aus der Fernsehsendung Tritsch Trasch mit Josef Kirschner durften sich die vier Teilnehmer jeweils eine verschlossene Schublade aus einem Kisterl aus suchen. In den Laden befanden sich kleine Sachpreise und ein Hauptpreis. Mit viel Liebe zu Detail wurde aus einer kleinen Verlosung ein unterhaltsamer Tagespunkt geschaffen.
auch für Serienverantwortliche lehrreich
Auffallend war auch, dass es einige Teilnehmer gab, die bis dahin noch nirgendwo an einem Bewerb teilgenommen hatten und gerade beim Partytrial erstmals in die Szene schnupperten. Auch wenn es
sich bei dieser Veranstaltung nicht um einen Bewerb handelte und daher für einen Meisterschaftsbetrieb nicht 1:1 umsetzbar wäre, macht es durchaus Sinn auch für Serienbetreiber solche
Veranstaltungen genauer unter die Lupe zu nehmen und entsprechende Erkenntnisse daraus zu ziehen. Ich kann nur sagen: Ich habe mir einige Eintragungen in mein „Notiz-Bücherl“
gemacht.
Unvergesslich
Ja es stimmt. Es gab nichts Neues in Wöllersdorf zu sehen. Das gab es doch schon so oder so alles irgendwann und irgendwo einmal. Es trifft auch zu, dass diese Veranstaltung wohl die
meisten von uns auch hätten machen können. „Der Unterschied ist, meine Herren, dass wir es hätten tun können. Die Betreiber des Trainingsgeländes in Wöllersdorf und für diese Veranstaltung allen
voran, Karl Flanner mit seiner tatkräftig unterstützenden Frau hingegen haben es getan.“ Es wurde zwar nichts weltbewegendes wie eine zufällige Entdeckung eines neues Kontinents vollbracht, aber
das Party-Trial von Wöllersdorf vom 4.1.2015 werde ich wohl genau so wenig vergessen, wie die Jahreszahl 1492!
Infozone:
Punktewertungen
Wertung weiß |
Punkte |
Turner Thomas jun. | 12 |
Nehiba Harald | 16 |
Titz Doris | 21 |
Sven | ausgef. |
Bolterauer Pascal | ausgefal. |
Wertung Grün |
Punkte |
Diestinger Erich |
1 |
Sagmeister Edwin |
2 |
Spatzl Roland |
5 |
Wagner Alfred |
6 |
Turner Thomas sen. |
7 |
Winstey Franz | 10 |
Schober Walter | 18 |
Wertung Gelb |
Punkte |
Hüttinger Gerhard | 30 |
Leitner Heinz |
31 |
Bartonik Karl |
33 |
Hermann Andreas |
34 |
Weber Thomas |
38 |
Liska Michael |
38 |
Mempör Marco |
41 |
Grabner Erwin | 54 |
Eder Alfred | 55 |
Fuchs | 61 |
Wertung Blau |
Punkte |
Leitner Andreas |
12 |
Krankl Florian |
23 |
Hengl Berni |
26 |
Mitteregger Clemens |
41 |
Deinbacher Daniel |
42 |
Schildbeck Sascha |
49 |
Wally Martin |
73 |
Alfred, Jänner 2015