Bericht: Euro-Cup Arnheim, NL. 20.-21.Sep. 2014
Jürgen Volz berichtet von den holländischen Sandfestpielen
Nachdem ich schon in Lüneburg, Celle und Brockhöfe bei einem Trial am Start war, hatte ich mir fest vorgenommen, nie wieder an diesen Veranstaltungen teilnehmen zu wollen. Warum? In all diesen Veranstaltungen gibt es mindestens zwei sandige Sektionen, in denen ich mich immer anstellte wie der letzte Depp! Unter großem Gelächter durfte ich mir dann sinngemäß anhören: „Da mußt du erstmal nach Arnheim, Europas größten Sandkasten, gehen. Da gibt es nur Sand! Warum sollte ich denn je nach Arnheim fahren, ins ferne Holland, wo es doch nur diesen ungeliebten Untergrund geben sollte?
Nun, Menschen und Meinungen ändern sich. Seit Anfang des Jahres vertraue ich mit mehr oder eher weniger Werksunterstützung aus Birmingham auf eine starre Plunger-BSA Bantam. Für dieses
Wunderwerk der Trialtechnik schienen mir die niederländischen Sandkasten-Festspiele eine ideale Umgebung zu sein. Mit meiner besonderen Affinität zum Sand gab es für mich von Anfang an nur zwei
Möglichkeiten: Sekt oder Selter!
Mit der langen und etwas unangenehmen Anreise möchte ich niemanden langweilen. Sowas hat jeder schon selbst erlebt, irgendwo.
Am Samstag auf dem Gelände angekommen, hatte mich gleich Bernd Kreutz in Empfang genommen und mir die Clubmann Spur angeraten. m Nennbüro verlangte man von mir eine Wägebescheinigung für mein
Motorrad. Im ersten Moment mußte ich lachen. Aber die Holländer unterteilen die alten Eisen noch mal in Gewichtsklassen. Das ist gar nicht schlecht. So wird sichergestellt, dass
PRE65-Motorräder im Originalzustand in einer anderen Klasse fuhren als leichtbaumodifizierte Modelle. So wurden die Hopser von den Vorderradlaufenlasser getrennt gewertet
(Griiiiiiiiiiiiins).
Am Samstag war der Sand furztrocken und ich war doch etwas nervös. An der ersten Sektion angekommen, habe ich mir wie gewohnt eine Spur ausgeklügelt und eingeprägt. Doch kurz bevor ich starten konnte war Lothar Wolf an der Reihe. Beim Zusehen dachte ich mir nur: „Wo fährt denn der herum?“ Also Kommando zurück, Moped nochmals abgestellt und erstmal beobachten, was die anderen machten. Und das war für mich sehr lehrreich!
Lektion 1: Wenn man nicht muss, fährt man keine engen Kehren! Man macht auch keine kurzen und
schnellen Lenkbewegungen. Nein man fährt lieber einen Umweg, auch wenn er noch so sandig und verspurt ist. Die Hauptsache ist: nicht stark einlenken.
Lektion 2: Bei Kehren aus den Sandlöcher hinaus, fährt man am besten mit Schwung und preßt quasi die Kiste in den Berg.
Ohne die Sektionen im Detail zu beschreiben, kann generell gesagt werden: mit dem Bagger wurden große Löcher gegraben. Loch sowie Aushub bilden dann das Gelände für die Sektionen. Das
Fahren in den Sektionen änderte sich von Runde zu Runde. Das wurde nicht immer besser, daher musste jedesmal die Sektion besichtigt werden. Es konnte ja sein, dass kurz vorher einige
Seitenwagen-Gespanne deine Spur gekreuzt, oder sich mit dem Hinterrad eingebuddelt hatten. Dann findet man eben ein großes Loch vor, wo vorher noch eine Spur war. In solchen Fällen muss man dann
improvisieren, denn wer in den losen Sand gerät, hat Probleme. Im Streß, seine Spur zu halten oder wieder in diese zurück zu finden, wird auch ganz ordentlich Adrenalin ausgeschüttet. Ich hatte
Fahrspaß ohne Ende!
Ohne es selbst gewußt zu haben lag ich am Samstag bis drei Sektionen vor dem Ende in meiner Klasse sogar in Führung. Doch kam es wie es kommen mußte: Ein Spurwechsel im losen Sand misslang vollends. Und schon lag ich in voller Länge am Boden. Glücklicherweise hatte ich weder auf Granit noch ins Gras gebissen. Doch den Mund hatte ich voll mit Sand.
Lektion 3: Trialen im Sand ist für Fahrer und Motorrad die sicherste Form von Motorsport. Wer hier fällt, landet weich, das kann ich bestätigen. Allerdings empfiehlt es sich dabei auch die Klappe zu halten.
Da sich das Gelände auf einem Motocross-Rundkurs befindet, wurde zur zusätzlichen Unterhaltung der Teilnehmer noch eine Speedsektion eingebaut. Die Messung erfolgte hoch präzise mittels
Lichtschranken. Für mich war das etwas völlig Neues bei einem Trial und ich fand es sehr, sehr unterhaltsam.
Nur dreißig Minuten nach dem Ende der Veranstaltung fand auch schon die Siegerehrung statt. Lediglich die Klassen-Erstplatzierten erhielten Blech. Das wird wohl in den vielen unterschiedlichen Gewichtsklassen sowie dem separat prämierten Speedtrial begründet gewesen sein. Jeder Teilnehmer erhielt aber eine Banderole als Erinnerung.
Nach der Siegerehrung musste das Gelände wegen der lokalen Auflagen aber geräumt werden. Alle Teilnehmer fuhren in umliegenden Campingplätze oder Ihre Quartiere. Ich hatte mich bei Bernd Kreutz,
dem Organisator des Euro-Cups, zu dem auch die Veranstaltung in Arnheim zählte, und seinen Gressenicher Clubkollegen an den Rockzipfel gehängt. Den Abend feierten wir feuchtfröhlich. Und
das wortwörtlich: denn vom Himmel goss es die ganze Nacht wie aus Kübeln herab.
Am Sonntag morgen trafen sich alle wieder munter auf dem Gelände ein. Es waren auch viele neue Gesichter da. Besonders die, in großer Zahl anwesenden Pre-Unit Fahrer zeigten, dass sie
Klassik-Trial als unterhaltsames und auch cooles Hobby verstehen. Sie fuhren teilweise mit alter Eierschale, Jeans mit Hosenträger und karrierten Hemden.
Der nächtliche Regen hatte die Situation im Sand grundlegend verändert. Die Sektionen wurden schwerer und enger gesteckt. Da ich mich gedanklich schon wieder auf die lange Heimfahrt einstellte, fuhr ich meine ersten sieben Sektionen gleich als Erster. Ich hatte zwar punktemäßig daraus keinen Schaden, aber als ich in der zweiten Runde vorbeikam, stelle ich fest, dass die Mehrheit ganz andere Spuren wählten. Einsichtig musste ich zur Kenntnis nehmen, dass ich es mir schwerer gemacht hatte, als es nötig war. Da fehlte mir einfach die nötige Erfahrung mit diesem Untergrund.
Lektion 4: Regen macht den Sand fester. Wer etwas Geduld hat und abwartet, wird groß teils gut ausgefahrene Spuren vor finden, die dann auch fast den ganzen Bewerb halten.
Für mich waren die Sandfestspiele in Arnheim eine tolle Erfahrung. Ein Wochenende lang hat man das Gefühl auf rohen Eiern zu fahren. Dabei hat man den Dreh der richtigen Fahrweise rasch heraus.
Jedenfalls ist es ein komplett anderes Fahrgefühl als man es in unseren Breiten gewohnt ist. Alleine deshalb sind die Arnheimer Sandfestspiele so unterhaltsam und wirklich empfehlenswert. Das
gilt vor allem für PRE65-Fahrer mit Ihren dicken Dampfhämmern!