Eine kleine Weihnachtsgeschichte
Es war einmal in einem kleinen Land. Dort wo die Berge besonders hoch waren und das große Königreich wie eine Mauer in Norden und Süden teilten. Im Osten jedoch wurden die Berge flacher und gingen langsam in die Weiten der Ebene über. In diesem Grenzland wohnten einst zwei tapfere Rittersleut. Der eine lebte etwas südlich am unbändigen Fluß, es war große Freiherr Gerhard der Ehre reich. Der zweite war Ritter Alfred, braun der Erde gleich. Er lebt weiter im Osten, dem Land der Burgen nah. Beide waren weithin für Ihre Tapferkeit und Ihre Untadeligkeit bekannt, die sie bereits in unzähligen Turnieren unter Beweis gestellt hatten.
Alljährlich im Frühling wurde ein großes Turnier hoch im Norden, wo
die Männer Röcke trugen, ausgetragen. Hierzu wurden sowohl bei Jung und Alt nur
die bekanntesten, erfolgreichsten und tapfersten Ritter zur großen Tafelrunde geladen. Nun trug es sich in diesen Tagen zu, dass auch unsere beiden Edelsleute nichts sehnlicher wünschten, als zu
diesem Ritterfest geladen zu werden.
Doch so fern vom Hofe der Kleiderträger und deren Höflingen war die Aussicht auf Erfolg gering. Das letzte Turnier musste abgebrochen werden, weil der Regen so stark war, dass die Scheffel von den herunterfallenden Regentropfen schneller gefüllt waren, als man sie ausschütten konnte. Die Zeremonienmeister des Turniers versprachen den enttäuschten Teilnehmern, dass sie zum nächsten Turnier wieder garantiert geladen werden würden.
Unverzagten Mutes griffen beide dennoch zu Feder und Tinte und verfassten eine Depesche an die Könige der Männer in den karierten Röcken. Sie erzählten von Ihren bisherigen Heldentaten und sie beschrieben die Tugenden Ihrer Rosse. Die Menschen des Nordens waren bekannt für ihre seltsamen Bräuche und ihrer unverständlichen Sprache. Vor allem aber waren sie gefürchtet für Ihre strengen Gesetze und Regeln.
Doch die Schreiben der beiden Edelsleute des Osten erwärmte die Herzen der Männer des kalten Nordens. Nur wenige Monde vor dem Tag aller Tage des Jahres, überbrachte ein Bote ein Schreiben mit dem königlichen Siegel. In perfekt geschwungener Schrift
und mit Bedacht gewählten Worten teilte hierin die Meisterin der Schriften die große Freude der Herrscher der Männer in Kleidern, die Ritter aus dem Land der Berge an ihrer Tafelrunde begrüßen zu
wollen. Ihre Turnier-Rösser würden auch Ställe direkt nebeneinander erhalten, damit sie gemeinsam die Abenteuer des großen Turnier bestehen könnten.
Und wenn sie nicht schon beim Turnier der Kleidermänner waren, dann freuen sie sich noch heute darauf: der große Freiherr Gerhard, der Ehre reich und der Ritter Alfred, braun der Erde gleich.
frei erzählt nach einer mündlichen Überlieferung
von Alfred im Dezember 2013