Trial ist wie Opium

Eindrücke vom A-Cup WarmUp im Trialgarten Ohlsdorf bei Hartwig Kamarad

Trialgarten Ohlsdorf, A-Cup WarmUp
Trialgarten Ohlsdorf, A-Cup WarmUp

Ohne eine Sekunde zu zögern forderte Manfred im strengen Kommandoton: „Raus mit dem Arsch, zeig ihn dem Fredi!“. So ganz nebenbei klatschte er sich zur Untermauerung seiner Autorität einen Kunststoff-Stock mit ca. 50 cm Länge, in die Innenflächen seiner linken Hand. Hilfsmittel wie diese werden hier intern „Hartwigs“ genannt. Sie erhöhen die Reichweite von Hartwig Kamarad, dem Direktors der Anlage, um die gewünschte Körperbewegung einzufordern. Beinahe erschrocken streckte Veronika den Popsch ein wenig nach links und lächelte Manfred entschuldigend an. Auch die Herren der Schöpfung blieben von solchen Anweisungen nicht verschont. Nein, Manfred ist nicht bi, und um Sex ging es dabei schon gar nicht!

Strenger Manfred, ganz sanft
Strenger Manfred, ganz sanft

Eine Haltungsfrage

Manfred ist Trainer des Trialgarten in Ohlsdorf. „Arsch draussen“ ist das sichere Anzeichen für die richtige Körperposition auf einem Trialmotorrad in einer Kurve. In die Kurve legen ist verboten, das Gewicht muss auf die Aussenseite. Für die Trialanfängerin Veronika erschien das anfänglich vollkommen unlogisch. Im TV sieht man von Valentino Rossi und Casey Stoner ganz andere Bewegungen. Aber Manuela befolgte aufmerksam den Anweisungen der Trainer und merkte, dass die gefahrenen Kurvenradien rasch immer enger werden und sich immer mehr Fahrsicherheit einstellte.

Philosophisch

Ein Schelm, der sich dabei eine Lebensweisheit zurecht legt: „Um die Balance zu wahren, muss man auch mal den Allerwertesten herzeigen.“

Museumsdirektor, Trialgartengründer: Hartwig Kamarad
Museumsdirektor, Trialgartengründer: Hartwig Kamarad

Hartwig Kamarad gründete

zufällig den Trialgarten. Eigentlich war der Trialgarten die Konsequenz aus dem Trialmuseum. Und das Museum entstand auch zufällig. Nach einem Gelegenheitskauf parkte Kamarad seine neuerstandene Kawasaki KT250 Trial neben zwei Bultacos in seiner Garage, worauf ein Freund meinte: „Jetzt kannst schon ein Museum aufmachen…“. Doch was wäre ein Museum, ohne einem geeigneten Geschichtsbuch. So kramte Hartwig in seinem Archiv und aktivierte seine alten Kontakte. Als Resultat veröffentlichte der Museumsdirektor „The 1. Trial Guide“, eine Aufarbeitung der Trialgeschichte von 1911 – 1980.

Chris in perfekter Haltung
Chris in perfekter Haltung

"bereits Cross-Erfahrung"

Chris hatte schon Motocross-Erfahrung auf einer 500er Kawasaki. Für die Trainer im Trialgarten bedeutet diese Info oftmals: einmal auf einem MX-Motorrad eine Wiese längseits, dann breitseits und zum Schluß quer, also „cross“ gefahren und beginnen bei allen gleich mit den Anfängerübungen. Auch Chris erging es so und saugte die Anweisungen und Infos gierig auf . Lediglich zum Schluß, beim freien Fahren, probierte er mal die Leistungsfähigkeit seines Motorrades im zweiten und dritten Gang. Dabei ignorierte er die Aufforderungen von Manfred zum langsameren Fahren. Sicherheit geht im Trialgarten vor und wird konsequent eingefordert. Der „Fall Chris“ wurde zur Chefsache. Die von Kamarad in klaren Worten gefasste und unmissverständliche Beschreibung der landschaftlichen Schönheiten außerhalb der Absperrungen des Trialgartens lassen die Beine von Walldorff-Schülern sowie Anarchisten gleichermaßen weich werden. Chris verstand worum es ging, entschuldigte sich und stieg erst vom Motorrad, als seine Mitreisenden bereits zur Abfahrt fertig waren.

Meister Kevin in seinem Element
Meister Kevin in seinem Element

Meistermacher

Disziplin ist die Voraussetzung für Sicherheit im Trialgarten. Kevin ist der jüngste unter den Trainern im Trialgarten. Zwischendurch geigte er im Kurs mit diversen Showeinlagen auf und zeigte sein Können. Noch nie besaß er ein eigenes Trialmotorrad. Sein Können hatte er sich gänzlich im Trialgarten angeeignet. Die Motorräder standen ihm aber nur zur Verfügung, wenn die Leistungen in der Schule passten.

- Kevin war gut in der Schule,

- Kevin gehört zu den Topp-Kickern in Ohlsdorf,

- Kevin schloß die Lehre mit Auszeichnung ab

- Kevin ist Österreichischer Juniorenstaatsmeister 2011 im Trial.

Trialgarten Ohlsdorf, der Meistermacher!

einfach Erklärt, einfach zum Umsetzen
einfach Erklärt, einfach zum Umsetzen

Ein Bundesbürger

Hartwig Kamarad ist weder ein Grantler noch unfreundlich. Ganz im Gegenteil: in seiner Nähe läuft ständig der Schmäh. Um seine Ziele zu erreichen, spricht Kamarad mit vielen Menschen. Reicht ihm jemand die Hand, hält er diese jedoch fest und schüttelt sie so lange, bis er die von ihm gewünschte Zusage erhält. So mancher Fördergeldverantwortlicher weiß mittlerweile davon ein Lied zu singen. Dabei bleibt Hartwig immer ganz höflich! Politisch gesehen ist er nach allen Richtungen offen. Sich selbst stuft er als „Bundesbürger“ ein. Somit ist er auch Mitbesitzer der Bundesforste. Die von ihm mitfinanzierten Förster und Jäger haben ihm daher bei den gelegentlichen speziellen Nutzungen der Wälder entsprechend ungestört gewähren zu lassen.

Für gute Laune reicht auch eine Halbzeit
Für gute Laune reicht auch eine Halbzeit

Rasten bei Goofey

Nach einer Stunde wurde eine Pause im Trialgarten eingelegt. Die Feinmotorik von Andrea schwand gleichermaßen mit dem Verlust Ihrer Kräfte. Daher beendete Andrea in der Pause den Kurs. In Goofeys Imbissstube gleich neben dem Trialgarten gab es auch den heißgeliebten Kaffee. Verena entschied gleich wie Andrea. So gestaltete sich die Wartezeit für die beiden in der zweiten Kurshälfte äußerst kurzweilig. Dazu der Kursleiter: „So ist es perfekt. Aufhören, wenn die Müdigkeit und Konzentrationsmangel kommen. Wichtig ist, dass die Leute mit einem guten Gefühl nach Hause fahren.“

Aushängeschild: Joe Wallmann
Aushängeschild: Joe Wallmann

Der Kurs wurde in Kooperation mit dem Klassik-Trial A-Cup als „Entrostungs-Kurs“ für Bewerbsfahrer sowie als Schnupperkurs für Freunde des Klassik-Trials veranstaltet. Neunzehn Teilnehmer feierten den Saisonauftakt des Trialgartens. In der Gruppe fanden sich vier Damen, einige komplette Motorradanfänger und einige Trialanfänger. Die Hälfte kam mit den eigenen Oldtimern zum „Entrosten“ angereist. Für diese Gruppe stand der elffache Meister und das internationale Aushängeschild des Österreichischen Trialsports der siebziger Jahre Joe Wallmann zur Verfügung. Natürlich hatte er für jeden Einzelnen einige Tipps und Tricks parat.

Bildungsreise ins Trialmuseum Ohlsdorf
Bildungsreise ins Trialmuseum Ohlsdorf

Nach einem ca. zweistündigen Kurs gelangten die Kursteilnehmer in einer schön angelegten Trialwanderung ins nahegelegene „1. Europäische Trialmuseum“ in Weinberg . Der Museumsdirektor Kamarad gab ausführliche Infos und glänzte mit unzähligen Anekdoten aus der Trialgeschichte.

Zum Kirchenwirt in Ohlsdorf war es nicht mehr weit. Der Unkostenbeitrag von € 50,- beinhaltete auch ein gemeinsames Essen, das perfekt vorbereitet und getimt war. Alle Teilnehmer erhielten auch noch ein Trialdiplom für den absolvierten Kurs wie auch ein Exemplar des „Trialguides“ als Andenken.

Der Chef als Schüler: Robert
Der Chef als Schüler: Robert

Firmenevent

Robert ist Unternehmer. Er nutzte das WarmUp um seine Mitarbeiter zu einem einmaligen Firmenevent ein zu laden. Die Mitarbeiter/Innen waren alle topfit. Ganz ohne Muskelkater hatten alle eine Menge Spaß!

Imkermeister: Alfred
Imkermeister: Alfred

Bienenstock

Ich bin Alfred. Ich war mit meiner BSA Baujahr 1954 dabei. Mit mir fuhren zwei Motorradanfänger sowie einen Trialanfänger. Da wir früh starten mussten, waren bei der Hinreise alle ruhig und schliefen die meiste Zeit. Bei der Rückfahrt war das Auto ob der ausgeschütteten Endorphine eher mit einem Bienenstock im Hochsommer zu vergleichen. Alle möglichen Fahr-Situationen wurden geschildert und analysiert. Der Trialguide wurde studiert und besprochen. Jetzt habe ich ein Problem: Die wollen mehr und fordern weitere Trial-Fahrmöglichkeiten ein. Ein anfängertauglicher kleiner Trial-Viertakter steht plötzlich auf der Prioritätsliste.

Walter lies den Trialguide, die Motorräder mit dem Daumensymbol waren nicht gelb
Walter lies den Trialguide, die Motorräder mit dem Daumensymbol waren nicht gelb

 

 

 

 

Trial ist wie Opium: Bereits beim ersten Kontakt besteht höchste Suchtgefahr!

Trägt zur verbesserung der Verkehrssicherheit bei: Trialgarten Ohlsdorf
Trägt zur verbesserung der Verkehrssicherheit bei: Trialgarten Ohlsdorf

Weniger Unfälle

Seit acht Jahren gibt es den Trialgarten. Über 7300 Teilnehmer absolvierten hier Kurse. Die Polizei, Unternehmen bis hin zu Jugendgruppen und Schulen gehören zu den Auftraggebern. Eine Analyse des Kuratorium für Verkehrssicherheit ergab im Jahr 2007, dass die Unfallszahlen bei Mopedfahrern im Bezirk Gmunden um 32% gesenkt werden konnte, drei Jahre nach der Eröffnung des Trialgartens in Ohlsdorf.

2009 gab es in ganz Österreich erstmals weniger tödliche Motorradunfälle als in den Vorjahren.

2010 wurde die Zahl der tödlich verunglückten Mopedfahrer in Oberrösterreich halbiert.

Alfred (2012)

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Christian Bertignol (Dienstag, 17 April 2012 12:31)

    Hallo Alfred,
    danke für den schönen Bericht!
    Das war ein wunderbarer und lehrreicher Tag, für einen Anfänger mit einer doch schon etwas älteren Fantic 200.
    Liebe Grüße
    Christian

  • #2

    Rankl (Freitag, 14 Mai 2021)

    Wunderbar geschrieben, viele liebe Grüße aus Niederbayern.