6° True Old Trial di Colico, Ita. 2.10.2011
Schon im Vorjahr stillschweigend beschlossen
Genau genommen war es im vorigen Jahr schon klar: Wir kommen wieder, zum Classic-Trial in Colico am Comer See. Dieses Trial wird vom MC Colico und MC Monza veranstaltet und stellt die Abschlußveranstaltung der italienischen Classic-Trial-Serie der italienischen Motorsportorganisation FMI (Gr. 5 Trial d’epoca) dar. Im Zuge dieser Veranstaltung werden auch die Gewinner der Jahreswertung geehrt. Gefahren wurde jedoch nur an einem Tag, dem Sonntag. 12 Sektionen auf einem Rundkurs von 18,4 km (Info Karl Granzegger, lt. Garmin Forerunner) waren zweimal zu absolvieren.
Der vermeintliche Nachteil, dass es sich nur um eine Eintagesveranstaltung handelte, ermöglichte mir erst die Teilnahme, da die Anreise ohne Inanspruchnahme am Samstag möglich war, die Rückreise erfolgte noch am Sonntag.
Die Anreise
Die Anreisen zu den Trials in Norditalien wird mittlerweile schon fast zur Routine. Die Gruppe der österr. Teilnehmer ist oft unverändert, wenige Terminabgleiche und Telefonate reichen: Abfahrt am Samstag um 6.00 Uhr (Raum Wiener Neustadt) in Richtung Erich Diestinger. Das Umladen von Moped und sonstigen Utensilien war eintrainiert und funktionierte automatisiert in wenigen Minuten. Inklusive der gebührenden Kaffeepause und Minifrühstück bei Erich ging es um 7:30 weiter in Richtung Salzburg Nord, wo das Treffen mit Hans Haigermoser vereinbart war. Auch das Umladen in den Bus von Hans war schon eingeübt, jeder wusste wo und wie hinzugreifen war. Auch hier fanden wir genügend Zeit für einen gemütlichen Kaffee um planmäßig um ca. 10.00 Uhr zu starten. Bei der Autobahnstation Innsbruck schaltet sich selbständig und ungefragt der Blinker rechts ein, woraufhin eine Mittagspause bis ca. 13.00 Uhr gemacht wurde. Die restliche Strecke durch die Schweiz, über St. Moritz und Maloja-Pass wurde in einem Stück absolviert. Um 18.00 Uhr läutete mein Handy. Der separat angereiste Joe Wallmann wollte wissen, wo wir blieben, da er bereits Hunger hatte und auf uns wartete. Er war erfreut zu hören, dass wir bereits in Colico und nur wenige Minuten entfernt waren.
Touristenglück
Die gebuchte Unterkunft Villa Colico befand sich im Zentrum der Ortschaft. Wenige Meter von der Uferpromenade und dem Jachthafen entfernt, wo sich die Gastronomie nebeneinander auffädelte. Nachdem wir uns einen kurzen Überblick verschafften gingen wir dort hin, wo sich die meisten Gäste befanden und dies obwohl in einem Restaurant in der nähe etwas von „Happy Hour“ und „Gratis Buffet“ zu lesen war. Doch die Masse der Leute sollte sich nicht irren. Auch in dem von uns ausgewählten Lokal gab es ein riesiges Buffet mit einem umfangreichen Buffet, das auch ausgezeichnet schmeckte, gratis! Lediglich die Getränke mussten bezahlt werden, ach wie herrlich kann Nebensaison sein. Und die Tatsache, dass der Eisverkäufer mit einer Südsteirerin verheiratet war und ganz gut Deutsch sprach, setzte dem Glück die Krone auf.
Flexibler Veranstalter
In Italien ist es üblich der Startnummer entsprechend im Minutenabstand zu starten. Wer eine hohe Startnummer hat, kann somit schon mal über eine Stunde später den Bewerb in Angriff nehmen. Da wir jedoch planten, gleich direkt nach dem Bewerb die Heimreise an zu treten, und ich für mich eine Rückreisedauer von ca. 12.00 Stunden einzuplanen hatte, konnte mit den Veranstaltern glücklicherweise vereinbart werden, dass wir vier Österreicher bereits als erste starten durften. Das bot uns auch das zusätzliche Vergnügen, etliche Sektionen noch im jungfräulichen Zustand anzutreffen.
Ein Spätsommer-Märchen
Eine stabile Hochdruck-Wetterlage bescherte uns schon seit Wochen einen spätsommerlichen Herbst. Trockene Bedingungen, Temperaturen von über 25°C sowie viel Sonne stellten keine hohen Anforderungen an die richtige Kleidungswahl.
Unterschiedliche Sektionstypen
Das Fahrerlager befand sich mitten im Ortskern, wenige Meter vom Ufer entfernt. Wo üblicherweise nur gebührenpflichtig geparkt werden darf, konnten die Teilnehmer Ihre Fahrzeuge kostenlos abstellen. Nach dem Start vom Parc Fermè ging es über Nebenstraßen vom Ortskern, mit Unterstützung von Lotsen über die Hauptstraße hinweg, den naheliegenden Berg hinauf. Nach einem Abzweiger von der Straße standen die Teilnehmer plötzlich vor dem Nichts. Ein Fluß hatte sich tief in das Schotterbett geschnitten und die Fahrer mussten eine steile Böschung abfahren. Wer der Schwerkraft nicht ausweichend trotzen konnte, blieb als Notausweg nur die sofortige Einfahrt in die Sektion Nr. 1. Einer Bachsektion auf Schotterboden die mit einer Steilausfahrt endete. Nur wenige hundert Meter entfernt, befand sich drei weitere Sektionen, bei denen eine sanfte Hand am Gasgriff erforderlich war, da sie zunehmend aufweichte und das Morast zum Hauptkriterium wurde. Damit die Motorräder nicht lange schmutzig blieben ging es gleich wieder in das Bachbett mit einer wunderbar angelegten Bachsektion. Sektionen auf klassischem Waldboden oder auf Geröll sorgten für schöne Abwechslung. Meist waren die Sektionen sehr weiträumig abgegrenzt und mehrere Spurvarianten waren möglich. Doch den Veranstalter wäre Unrecht getan, würden nur die wunderbaren und äußerst sachkundig angelegten Sektionen lobend erwähnt werden. Wenngleich die Zwischenstrecke im Vergleich zum Vorjahr deutlich entschärft wurde, gehörte gerade die Anlage des Rundkurses zu den Höhepunkten der Veranstaltung. Teils auf Asphaltstrassen und Betonwegen, teils auf Forstwegen oder Mula-Steigen entlang ging es durch die Mischwälder mit vielen Kastanienbäumen in den Bergen. Hohlwege garniert mit Geröll und Felsen waren zu bewältigen, und sorgten dafür, dass man am Ende des Tages spürte, dass man sich sportlich betätigt hatte.
Und täglich grüßt das Murmeltier: Joe Wallmann on top!
Die Wertung in den Klassik-Klassen blieb jenen Teilnehmern vorbehalten, die im Besitz der erforderlichen Motorradunterlagen und Lizenzen waren. Alle Teilnehmer mit einer ital. Clublizenz, die € 43,- / Jahr kostet, wurden in der Klasse Motocavalcata gewertet.
In der ersten Sektion des Tages musste Joe Wallmann wohl erst ein Bad nehmen um aus seinen Morgenträumen aufzuwachen. Es funktonierte, mit nur einem Punkt in der zweiten Runde gewann er die offene Klasse Motocavalcata in der Spur Clubman.
Aus Deutschland kamen Emmanuel und Fritz Kössel sowie Karl Granzegger, Peter Weber und Axel Niechoj angereist. Aus der Schweiz nutzten Walter Traber, Edi Kämpfer und Ugo Conte die Gelegenheit für dieses außergewöhnliche Trialerlebnis in Colico.
24:5 Stunden
24:5 Stunden entspricht dem Verhältnis der Transferzeit für An- und Abreise zur ungefähren Fahrzeit beim Bewerb. Wenn man nun hinzurechnet, dass die Vorderachse an der Bamtam nach Absolvierung der Vorletzten Sektion des Tages gebrochen ist, könnte wohl die Frage nahe liegend sein, ob es den ganzen Aufwand Wert war?
Dem kann ich aus meiner Sicht nur entgegnen: „Ja klar, und nächstes Jahr bitte gerne wieder!“
PS: Die Angelegenheti mit der Achse war bereits wenige Tage später mit Hilfe von Erich Diestinger schon wieder behoben! Danke Erich auch von dieser Stelle!
Alfred