3. Int. Klassik 2-Tage-Trial Salzstiegl
7.-8. August 2010
Einfach mal was versuchen!
Ich versuche es einfach, und leite diesen Bericht mit einem Hinweis auf das Vorwort des Herausgebers aus dem Magazin „Trialsport“, Nr. 413 ein:
… weil sie offen für Neues sind, weil sie etwas ausprobieren, weil sie einfach mal was versuchen! … „Trial“?
Kein Euro-Cup Status
2010 ist der Klassik-Trial Euro-Cup aus Gründen der Wegstreckenverminderung der Teilnehmer deutlich in den Norden Europas gerutscht. Hergenroth, zwischen Frankfurt und Köln gelegen, wurde zum südlichsten Veranstaltungsort dieser Serie. So wurden die stimmungsvollen Veranstaltungen in Campo Canavese in Italien aber auch der Lauf am Salzstiegl in Österreich aus der Wertung des Euro-Cups genommen. Was super komfortabel für den harten Kern der Euro-Cup-Teilnehmer aus dem Raum Nordrhein-Westfalen usw. ist, macht Anderen die Teilnahme auch nur von einzelnen Veranstaltungen dieser Serie nahezu unmöglich.
Von dieser schlechten Nachricht ließ sich der Veranstalter Friedl Kaltenegger, der mit seiner Frau Regina das Moasterhaus am Salzstiegl in Österreich betreibt, nicht abschrecken und machte aus der Not eine Tugend:
Trialpark
Erst vor drei Jahren wurde das Trialprojekt am Salzstiegl aus der Taufe gehoben. Die Verhandlungen mit den Behörden zwecks Genehmigung des 9,5ha großen Trialparks am Salzstiegl verliefen vielversprechend, waren aber noch immer nicht abgeschlossen. Erst Ende Juni 2010 wurde am Salzstiegl der ASKÖ / OLT Meisterschaftslauf organisiert. Jeder Veranstalter weiß, wie schwierig es ist, genügend Leute als z.B. Punkterichter für zwei Veranstaltungstage zusammen zu bekommen. Der kurze zeitliche Abstand zwischen dem „Modernen“ und dem „Klassik“-Trial erschwerte diese Aufgabe zusätzlich.
Neues Veranstaltungskonzept
Mit diesem Hintergrund wurde ein Veranstaltungskonzept entwickelt, das den Fahrern schönen Klassik-Trial-Sport in freundschaftlicher und entspannter Atmosphäre und dem Veranstalter geringeren Aufwand bereitet. Friedl Kaltenegger holte sich von seinen Beratern und Mitarbeiter Hans Haigermoser und Alfred Wagner etliche Ideen und Erfahrungen aus dem In- und Ausland ein. So entstand das Reglement für das 3. Int. Klassik-Trial am Salzstiegl.
Vorderrad Stillstand + Fuß = 5
Gewertet wurde nach der Regel: „Vorderrad Stillstand + Fuß = Scheitern (5 Punkte)“. Das zwang die Teilnehmer zu einer flüssigen Fahrweise und verhinderte, dass die Sektionen durch endlose Hebe- und Schiebeaktionen mit durchdrehendem Hinterrad komplett zerpflügt wurden. Außerdem gewann die Suche nach der richtigen Spur enorm an Bedeutung. Die Sektionen brauchten keine Höchstschwierigkeiten, um dennoch technisch anspruchsvoll zu sein. So mancher Fuß wurde vorsorglich gesetzt, um ein stillstehendes Vorderrad zu vermeiden. In Kombination mit dem guten Sektionsbau-Auge von Hans Haigermoser, wurden die Sektionen entsprechend diesem Modus angepasst. Für nahezu alle bewältigbar, rangen sie auch den Top-Leuten den einen oder anderen Fuß ab. Auf unnötige Risken für Fahrer oder Motorräder konnte dabei leicht verzichtet werden. Die Statistik beweist es: kein einziger Fahrer schaffte an diesem Wochenende eine Nuller-Runde.
Fahren statt Hüpfen
Das Versetzen von Vorder- bzw. Hinterrad war nur aus der Bewegung heraus gestattet. Versetzen aus dem Stand, bedeutete fünf Punkte.
Die Teilnehmer waren angewiesen, diese Regeln streng zu werten, da auch die Sektionen danach ausgerichtet waren.
Beteiligung aus Ungarn
Mit Tibi Lenner nahm am Sonntag ein Teilnehmer an der aktuellen ungarischen Trial-Staatsmeisterschaft teil. Tibi gehört zu den jungen Fahrern, die es gewöhnt waren, per „Jump & Stop“ die höchsten Steine anzuspringen und zu bewältigen. Aber bei diesen niedrigen Hindernissen, die jedoch technisch anspruchsvoll und vor allem zügig zu befahren waren, hatte er mehr Probleme, als ihm lieb sein konnte. Ein Beispiel dafür, dass das Risiko für Fahrer und Gerät wesentlich reduziert werden kann, wenn das fahrerische Element in der Wertung stärker betont wird (Non-Stopp-Wertung). Außerdem sind die Sektionen wieder für viele schaffbar, aber gewinnen können dennoch nur die Besten!
Sektionsbau-Urlaub
Hans Haigermoser bereitete in der Woche vor der Veranstaltung insgesamt 15 Sektionen vor, von denen zwei Sektionen als Doppelsektionen (Wildsaugraben und Schottische) ausgeführt waren. Die Sektionen waren großräumig angelegt und verzichteten möglichst auf unnötige Absperrungen oder viele Pfeile. Pro Wertungstag waren zwei Runden zu absolvieren.
Auf ein kleines Detail soll an dieser Stelle verwiesen werden, das gut zum Flair des Trials passte:
Hans Haigermoser, der „Herr der Sektionen“ wohnt über 300km entfernt vom Salzstiegl und konsumiert eine Woche Urlaub, um in dieser Zeit die Veranstaltung optimal vorbereiten zu können.
Spaß durch Gruppenwertung
Es wurde in Gruppen gefahren, in denen sich die Teilnehmer selbst gegenseitig werteten. Der Arbeit von Fourstroke-Rudi Munstermann wurde dabei genau auf die Finger gesehen: Im Unterschied zum Modus z.B. in Campo Canavese, bei dem sich die Teilnehmer die Gruppen selbst bilden konnten, wurden die Gruppen am Salzstiegl vom Veranstalter zusammen gestellt. Nach Möglichkeit wurden die Fahrer einer Klasse in der gleichen Spur zusammengefasst. Bei den Experten wurde zusätzlich darauf geachtet, dass die Anwärter auf Tages- bzw. Gesamtsieg in einer Gruppe fuhren. Das garantierte eine Wertung, die mit Sicherheit für alle gleich war. Wo sonst beobachten so viele erfahrene Punkterichter innerhalb einer Sektion? Fritz Kössel fasste es treffend zusammen: „Am Ende einer Sektion gab es keine Diskussion, wieviele Punkte man hatte. Das wusste man selbst am besten.“
Was noch viel wichtiger war: Eine Gruppe von vier bis sechs Leuten war einen ganzen Tag gemeinsam unterwegs und lernten einander kennen, die sich vorher ev. nur im Stau vor einer Sektion grüßten. Das machte wirklich gute Laune. Unterschiedliche Muttersprachen spielten nur eine untergeordnete Rolle. Adi Adamec plante ursprünglich nur am Samstag zu starten, nannte aber aufgrund der guten Stimmung in seiner Gruppe für Sonntag sofort nach. Viele Fahrer wünschten am Ende des ersten Tages, dass die Gruppen auch am Sonntag gleich zusammengestellt bleiben sollten.
Da es sich um eine Zweitagesveranstaltung handelte, gab es am Samstag keine Siegerehrung sondern nur ein Zwischenergebnis. Der Gewinner standen erst am Sonntag fests, nachdem die Punkte von beiden Tagen zusammengezählt wurden. Die gute Stimmung war auch daran erkennbar, da sich viele Teilnehmer und Begleiter für das umfangreiche Buffet am Samstag Abend anmeldeten und den Tag gemeinsam ausklingen ließen. An den Tischen saßen letztendlich Teilnehmer aus sechs Nationen und verständigten sich bei Bedarf mit Händen und Füßen.
Schwierigeres durfte versucht werden
Wie bei manchen Trials „im Norden“ möglich, war es auch am Salzstiegl erlaubt, schwierigere Tore zu befahren. Das Reglement erlaubte sogar, dass eigene Tore ausgelassen werden konnten, wenn stattdessen schwierigere Tore im gleichen Bereich befahren wurden. Das ermöglichte Teilnehmern, sich auch hin und wieder an schwierigeren Ecken heran zu wagen. Die Gruppen waren an Hand der Leistungsstärke der Teilnehmer zusammen gestellt. Es konnte beobachtet werden, dass sich manche Gruppen sich selbst die Sektionen erschwerten und kollektiv auch so befuhren. Niemand hatte Grund zu sagen, eine Sektion war zu leicht, oder die eine oder andere Ecke wäre in der schwereren Spur leichter zu befahren gewesen.
Minimal und offen
Die Klassen wurden auf das Notwendigste zusammen gefaßt: 3 Spuren für Twinshock und 2 Spuren für PRE65. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Spuren Gentleman und Clubman kupplungsfrei befahrbar waren und die Spur Expert auch den besten Twinshock-Fahrern etliche Füße abverlangte. Nach Muster der italienischen Klassik-Trials gab es keine Berührungsängste mit modernen Monoshocks oder luftgekühlte Monoshocks. Diese Motorräder konnten in der Klasse „Modern“ antreten, mussten sich jedoch an das gleiche Reglement halten, wie auch die klassischen Mitstreiter.
So mancher junge Bursche, der am Samstag noch mit einem Motorrad beim Trial startete, nannte am Sonntag beim parallel veranstalteten Fahrrad-Trial, für das Raimund Blaser verantwortlich zeichnete. Gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme ermöglichte sogar Sektionen für Fahrrad- und Motorrad-Trialer, die unmittelbar aneinander grenzten.
Jeder Zweirad-Trialer, mit oder ohne Motor, alt oder jung, war willkommen und gut aufgehoben. Anwesende Zuseher bekamen viel Abwechslung zu sehen.
Eine Gesamtrangliste für alle
Die Gesamtwertung des Klassik-Trials wurde nach dem Vorbild der Hanse-Klassik erstellt: Eine Wertung pro Klasse, in der alle Spuren der Schwierigkeit nach hintereinander angereiht wurden. Pokale sowie kulinarische Sachpreise erhielten die besten drei Teilnehmer pro Klasse. In der Klasse PRE65 ergab es sich daher, dass Sepp Lippacher vor Gerhard Ehrenreich, beide in der Spur „Clubman“ gewann. Den dritten Platz holte sich mit Ernst Stampfli, der beste Teilnehmer in der Spur „Gentleman“. Jeder Teilnehmer, der für beide Tage genannt hatte, erhielt ein Salzstiegl-Klassik-Trial T-Shirt als Andenken.
International
Jeweils über 60 Teilnehmer an beiden Tagen nahmen auch ohne Euro-Cup Status am Klassik-Trial am Salzstiegl statt. Gäste aus Großbritannien, Niederlanden, Deutschland, Schweiz, Österreich, Ungarn und Italien konnten begrüßt werden. Sie ließen sich nicht vom Regen in der Woche vor der Veranstaltung abhalten. Erst am Samstag klarte es auf. Lediglich leichter Nieselregen störte hie und da. Der Boden war aufgeweicht aber gut befahrbar. An den steilen Hängen war viel Gefühl auf den nassen Wurzeln gefordert. Am Sonntag wurden einige Sektionen geringfügig geändert. Der Griff des Bodens wurde mit dem Wetter deutlich besser, was auch an den Punktezahlen ablesbar wurde. Dennoch gab es auch am Sonntag keine einzige Nuller-Runde eines Teilnehmers.
Sektions-highlights:
Als Highlight waren mehrere Sektionen erwähnenswert.
Z.B. der „Wildsaugraben“ im Wald, der diesmal nur in der oberen Hälfte, aber dafür als Doppelsektion zu befahren war. Steiles Gelände, tiefe Matschlöcher, sowie loses und nasses Geröll, erforderten viele Füße. Jede Null wurde berechtigterweise in allen Gruppen lautstark gefeiert.
Die „Schottische“ am Buchenhang gelegen, ist ein ausgetrocknetes Bachbett bestehend aus Geröll, garniert mit ein paar kunstvoll platzierten Steinbrocken. Diese Doppel-Sektion zeichnete sich vor allem durch eine Eigenschaft aus: Sie war unendlich lang und fordert hohe Konzentration bis zum Schluss, obwohl es keine Höchstschwierigkeit gibt. Günter Hofmann aus Deutschland fragte vor der Veranstaltung, ob die Schottische wieder dabei sei, denn nur deshalb sei er gekommen.
Eine genial einfache Sektionsidee wurde vom Klassik-Trial-Lauf in Cartignano in Italien übernommen und realisiert. Ein Slalom musste in einer Lifttrasse aufwärts befahren werden. Lediglich zwei seitlichen Steilhang-Kehren waren mit Pfeilen spurengemäß in unterschiedlicher Höhe versehen, sonst gab es nur einfache Abbänderungen. Vier Wenden waren für alle Spuren gleich. Der lose Schotterboden forderte Füße von so manchen unachtsamen Experten in Bereichen, die auch von der Gentleman-Klasse befahren werden mußte. Und das obwohl diese Sektion kupplungsfrei zu durchfahren war. Gleich am oberen Ende des Parkplatzes gelegen war diese Sektion für Zuseher leicht zu erreichen und auch ideal geeignet, um Laien das Trial-Reglement zu erklären.
Die Besten sind voran
Wie bereits ausgeführt, gab es in der Ergebnisliste keine Überraschungen. Auch oder geraden wegen dieses Reglements setzten sich wieder die „üblichen Verdächtigen“ in den jeweiligen Klassen durch:
Die Klasse PRE65 gewann, Sepp Lippacher aus Deutschland auf Ruttloff-Jawa vor Gerhard Ehrenreich aus Österreich auf BSA C15 und Ernst Stampfli aus der Schweiz auf BSA B40.
Die Klasse Twinshock gewann der aktuelle österreichische Trial-Staatsmeister Markus Adamec auf Fantic 200 vor Friedrich Krankl aus Österreich auf Montesa 369 und Martin Hellmeier aus Deutschland auf Fantic 240.
Die Klasse Modern gewann Bernhard Wertschnig aus Österreich auf GasGas vor Herman Leuner aus den Niederlanden auf Sherco und Klaus Sattler aus Österreich auf Montesa Cota 315.
Im Wortsinn von „Trial“
Friedl Kaltenegger hat sich als auch als Veranstalter als Trialer erwiesen. Er hat sich an eine äußerst offene Trialveranstaltung heran gewagt. Er hat es versucht und es ist ihm gelungen. (Zitat Hans Greiner im Vorwort von Trialsport 413: „… gar die wahren Trialsportler im Wort-Sinn von „Trial“?...“) Belohnt wurde er mit vielen glücklichen Gesichtern bei Teilnehmern und Gästen sowie mit der offiziellen Genehmigung des 9,5 ha großen Trialparks, die nur wenige Tage vor der Veranstaltung von der Behörde eingelangt ist. Die Veranstaltung wurde im Bereich des genehmigten Geländes durchgeführt.
Ganz legal können ab sofort am Salzstiegl laufend Trial-Trainings durchgeführt werden. Die optimale Infrastruktur mit ***Moasterhaus bietet, kulinarische Versorgung, Unterkunftsmöglichkeit sowie viel Unterhaltung auch für die Kleinsten und lädt auch zu Kurzurlauben für die ganze Familie ein.
Mediazone
61 Fotos "Best of Salzstiegl" von
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