Trialgeschichte Österreich
Gastkommentar von Roland Georgieff
Roland Georgieff ist Jahrgang 1945 und wuchs in Wien auf. Als Vierzehnjähriger holte er eine Puch 200, Bj. 1937 vom Schrott und baute sie auf. Später restaurierte er sie vollständig und fuhr damit bis 2009! Mit dem Sportclub Langenlois organisierte Georgieff seit 1964 kleine Trials in Reith für die Langenloiser Jugend, und ab 1967 auch größer Bewerbe. Sehr erfolgreich nahm er an Beiwagentrials in Österreich und Deutschland teil. Bis ca. 1978 veranstaltete er mit Hilfe des Jawa Club Wien Trialbewerbe in Langenlois (Reith) und Mittelberg.
Ab Ende der 1980er hatte er mit dem Trialsport wenig Kontakt, bis er sich ab 2005 in seiner Wahlheimat Ungarn wieder als Veranstalter und Trialförderer engagierte.
Video: Georgieff war erfolgreicher Teilnehmer an Beiwagentrials in Österreich von 1968-1977. Quelle: www.trialbazsi.info
Prähistorische Trials
Wann es das „erste Trial“ in Österreich gegeben hatte, kann wahrscheinlich niemand mehr sagen. Das gilt besonders wenn Veranstaltungen dazu
gezählt werden, in denen nicht der Name „Trial“ vorkam, diese aber die Charakteristik
eines Trials gehabt haben. Die Bewerbe hatten kaum Ähnlichkeit mit einem modernen Trial.
In den ersten Jahre des Scottish Six Days Trial (SSDT) galt es beispielsweise sechs Tage lang eine Strecke von ca. 100 Meilen auf unbefestigten Wegen zu fahren. Es galt viel mehr einfach das Ziel zu erreichen. Beobachtete Sektionen und Etappen in „echtem“ Gelände kamen erst in den
Zwanzigern des vorigen Jahrunderst dazu. Zuverlässigkeitsbewerbe waren auch in Österreich seit dem Gründungsjahr der SSDT (1909) bekannt. Sie wurden jedoch in kleinerem Rahmen durchgeführt.
Mein Mentor Oskar Klein (+) berichtete, daß er als Kind um ca. 1925 bei Veranstaltungen zugesehen hat, die zB. bei Volksfesten am Land von den örtlichen Clubs veranstaltet wurden. Nach seiner Beschreibung wurde dabei hinter dem Bierzelt, am Rande der Sportplätze, Hindernisse bezwungen sie heute in den leichtesten Spuren vorkommen. Das nannte man „Gatschhupfen“,„Würschtelbeißen“, „Geschicklichkeitsfahrt“, aber auch schon „Trial“ oder (in Unkenntnis) „Trail“.
In der Motorradszene kannte man Oskar Klein als „Ossi mit dem eisernen Arsch“.
Er war einer der bekanntesten Wertungsfahrern in den 1950er- und 1960ern. Seine Werks Prototyp Puch TFS steht heute im Technischen Museum Wien. Er hatte bis 1980 ein kleines Motorradgeschäft in der Postgasse, 1010 Wien, welches ich 1982-1984
übernommen hatte. Die damals errichtete Fußgängerzone führte zur Schließung dieses Ladens.
Trials der Klassik-Zeit (ca. 1960-1990)
Eine Besonderheit dieser Zeit war, dass im Sommer „Trialpause“ gab. Im Winter gab es viele Trials. Auch wenn es vermutlich im Winter den Landwirten eher egal war, wenn im Gelände gefahren wurde, war es auch ein Vorteil, weil die vielen kleinen Gußzylinder im Sommer buchstäblich verglühten. Erst in den 70ern kamen vermehrt Aluzylinder und in den 90ern Wasserkühlung auf.
Außer beim Triumph Club war die Punktewertung mehrheitlich 0-1-3-5-7. Der 7er ist wurde für „Verweigern“ in die Wertungslisten eingetragen. Es lohnte sich also für einen 5er zu kämpfen und auch nach dem Sturz oder Ausritt wieder die Sektion aufnehmen um das Ziel zu passieren. Später wurde der 7er weggelassen, und der 2er kam dazu.) Auch gab es nicht Klassen nach dem Fahrkönnen, sondern Klassen nach den ccm. In der Regel bis 100, bis 200, über 200 ccm. Bei größeren Trials gab es auch Beiwagen und manchmal mehr Klassen.
Meines Wissens war die erste österreichische „Großveranstaltung“ das 1. Triumph Club Trial Tulln 1963. Da wurde jeder Fuß (egal wo und wie, und ob fremde Hilfe oder nicht) als ein Punkt
gezählt. Sonst war alles erlaubt. Sogar per Seil hochgezogen, wurde munter weitergezählt.
Ab 1964 gab es in der „Kleedorfer Grube“ (Wien, am Rande des 22. Bezirkes) die
Donaustädter Trials.
Ab 1966/67 gab es den Donaustädter Wintercup. Vom Dezember bis März wurden ca. fünf Trials gefahren. Das war so wie eine Staatsmeisterschaft. Ab 1967/68 wurde es groß aufgezogen und eigentlich der Höhepunkt des Jahres. Die Drahtzieher waren die Brüder Kadoch. Mitte der 1970er wurde das Gelände von der Gemeinde Wien erworben, was das Ende dieser Bewerbe bedeutete. Heute befindet sich in diesem Areal das Rinterzelt, Großmärkte, Fabriken, und Industriegrund.
Video: Grazer Trial, 1970, 1975, 1980, Quelle: www.trialbazsi.info
In dieser Zeit gab es auch eine hervorragende Trialszene in Graz (Grazer Trial),
in Oberösterreich und Salzkammergut (Gmunden/Ebensee, Kamarad/Topf).
Es gab auch Veranstaltungen in Piesting, Ramsau, Lunz, Ritzing, Friedreichs, Heinrichs, Zwettl, Semmerring, usw. (Bitte nicht böse sein, wenn ich etwas vergessen habe)
Mit dem Langenloiser Sportclub organisierte ich seit 1964 kleine Trials in Reith für die Langenloiser Jugend, und ab 1967 etwas größer Bewerbe. Bis ca. 1978 veranstaltete ich mit Hilfe des Jawa Club Wien Trialbewerbe in Langenlois (Reith) und Mittelberg.
Video: 1977 Trial Semmering und Piesting. Quelle: www.Trialbazsi.info
Video: Trial WM 1982, Heinrichs. Quelle: www.trialbazsi.info
1982 gab es im niederösterreichischen Ort Heinrichs (oberes Waldviertel) einen Lauf zur Trial Weltmeisterschaft. Da hab ich ein wenig (noch auf Normal-8) gefilmt und diese Aufnahmen im Jahr 2009 digitalisiert.
Neuzeit
Spätestens ab den 1990ern läuteten die Schlußglocken für die Trial-Eigenbauten. Es gab bereits viele Hersteller die spezielle Trialmaschinen anboten. Aus dem Trialfahren wurde Trialhüpfen.
In dieser Zeit waren die Prioritäten in meinem Leben auf andere Bereiche als Trial verschoben. Erst ab dem Jahr 2005 begann ich mich in meiner Wahlheimat Ungan wieder intensiver mit dem Trialsport zu beschäftigten.
Linktipp: www.trialbaszi.info
Gastkommentar: Roland Georgieff, März 2021