a-trial im Gespräch mit GasGas-Importeur Heinz Leitner
a-trial: Seit wann bist du im Zweirad-Bereich berufstätig?
Leitner: BLM wurde 1974 von meinem Vater Hans gemeinsam mit seinen Brüdern Ulli und Georg Leitner gegründet. Ich selbst bin seit 1993 im Unternehmen beschäftigt.
a-trial: Was ist deine Funktion im Unternehmen?
Leitner: Im Jahr 2003 wurde die deutsche März Motorrad Handel GmbH neuer Eigentümer von BLM. Seitdem firmieren wir als BLM März Motorradhandel GmbH. Als GasGas-Importeur bin
ich für den deutschen Markt zuständig.
a-trial: BLM war in der Vergangenheit der aktivste österreichische Importeur für Trialhersteller. Ossa, Montesa, Fantic und weitere Marken wurden
importiert. Welche Marken importiert BLM März aktuell?
Leitner: Wir importieren Gas Gas und Ducati.
a-trial: unterscheidet sich der Markt in Deutschland von dem in Österreich? Entscheiden die Kunden in beiden Ländern nach unterschiedlichen
Kriterien?
Leitner: Ja, da gibt es schon deutliche Unterschiede. In Deutschland wird der Trialsport viel stärker oder fast ausschließlich innerhalb von Vereinen ausgeübt. Die Vereine
betreiben aktive Jungendförderung um sie an den Leistungssport heran zu führen. Daher ist auch die Nachfrage nach den Racing-Modellen sehr hoch. In Österreich ist der Trialsport wesentlich
breiter aufgestellt. Wir haben sehr viele Kunden, die weder in einem Trialverein eingetragen sind, noch an irgendwelchen Bewerben teilnehmen. Für diese „Wald-und-Wiesen“-Trialer sind die
günstigen Einstiegsmodelle besonders interessant. Die Eco-Modelle verkaufen wir in Österreich sehr gut. In Österreich ist die Bindung der Kunden an Ihren lokalen Händler sehr stark
ausgeprägt.
a-trial: Gibt es offizielle Verkaufszahlen (z.b. vom statistischen Zentralamt) für den Trialbereich?
Leitner: Nein, es gibt nur Zahlen für Neuzulassungen, und hier sind die Zahlen für Trialmotorräder viel zu klein um als Gruppe ausgewertet zu werden.
a-trial: Wie ist das Trialmarken-Ranking in Österreich?
Leitner: Ich würde sagen: GasGas, Beta, Sherco, Ossa, Jotagas und Montesa.
a-trial: Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist nicht einfach. In Österreich liegt die (dzt. Winter-) Arbeitslosigkeit bei ca. 10%. In Österreich gingen die Zulassungszahlen
im gesamten KFZ-Bereich von Jänner – November 2013 um -5,6% zurück. Im Bereich PKW wurden -6,1% weniger und im Bereich der Motorräder wurden ca. -10% weniger Motorräder neu zugelassen.
Wie sieht die Marktsituation im Trialbereich aus?
Leitner: Im Trialsektor dürften wir 2013 um -5 bis -6 % weniger verkauft haben, als im Jahr davor. Aber dazu ist zu sagen, dass wir in den Jahren 2011 und 2012 hohe Zuwachsraten hatten. Das Niveau ist weiterhin sehr hoch. In Bezug auf die Einwohnerzahl hat Österreich mit Sicherheit den prozentuell höchsten Trialanteil weltweit. In Deutschland ist die Marktsituation deutlich schwieriger. Aber wir liegen im Bereich der Planzahlen.
a-trial: BLM März bedient am Standort Bruck an der Mur auch Endkunden. Mit Gas Gas gibt es einen Hersteller, der sowohl im Bereich Trial als auch Enduro aktiv ist. Wie ist
die Verkaufs-Relation dieser Marke im Vergleich zwischen Trial und Enduro.
Leitner: Wir verkaufen in Österreich von Gas Gas ca. 30 % Enduros und 70% Trials.
a-trial: Wie gestaltet sich aktuell der Verkauf bei den Trialmotorrädern?
Leitner: GasGas ist im Bereich Trial sehr gut aufgestellt. Mit den Modellen Eco, Pro, Racing und Replica in unterschiedlichen Hubräumen verfügen wir über ein sehr gutes
Programm für das ganze Kundenspektrum.
a-trial: Und bei den Enduros?
Bachner: Der Markt wird von KTM beherrscht. Die Leitung des Gas Gas-Werks schielt natürlich auf diese Zahlen und deponiert entsprechende Wünsche. Da muss man aber realistisch
bleiben. Gas Gas wird auch in nächster Zeit weiterhin eine Enduro-Nische sehr gut abdecken. Dafür ist Platz und es wird auch zukünftig so bleiben. Wir haben Kunden, die neben Gas-Gas auch Modelle
anderer Hersteller besitzen.
a-trial: Spanien leidet derzeit unter enormen wirtschaftlichen Probleme und kämpft mit den Folgen der geplatzten Immobilien-Blase und einer Arbeitslosenrate von 26%. Ist
diese Situation für einen Importeur einer spanischen Marke bemerkbar?
Leitner: Die spanischen Hersteller leiden unter extremen Rückgängen am heimischen Markt und versuchen diese Rückgänge durch Zuwächse bei den Exporten zu kompensieren.
Gas Gas war und ist international mit einem sehr guten Vertriebssystem aufgestellt. In der Vergangenheit hatte auch Gas Gas mit wirtschaftlichen Problemen sowie mit Schwierigkeiten in der
Ersatzteilversorgung zu kämpfen. Es gab einen Inhaberwechsel. Die Stärke der Marke sowie die internationale Vernetzung, auch bei den Lieferanten, haben wesentlich dazu beigetragen, diese
Turbulenzen gut zu bewältigen.
a-trial: Warum drängen so viele Hersteller (Xispa, Ossa, Jotagas, Greeves, Vertigo) gerade in einen so kleinen Markt wie dem Trialsport?
Leitner: Ein Großteil dieser Gründungen sind auf Clans im Norden Spaniens zurück zu führen. Ich würde schon fast sagen, dass hier persönliche Befindlichkeiten eine
wesentliche Rolle spielen. Gut ist diese Entwicklung jedenfalls nicht. Der Absatzmarkt wird ja nicht größer. Wie soll für die ganzen neuen Marken die Ersatzversorgung funktionieren? Da gibt es
auch andere, bessere Entwicklungen. Z.B. wird Ossa bei Gas Gas fertigen lassen. Das bringt Vorteile bei den Produktionskosten aber auch im Einkauf. Das ist langfristig gerade auch für Kunden
sinnvoll.
a-trial: Die Importeure der wichtigsten Marken sind in Österreich geografisch gesehen gut verteilt: Bruck-Lunz-Ebenau-Schwarz. Das Verhältnis der Importeure untereinander
kann durchaus als freundschaftlich zumindest aber als kollegial bezeichnet werden. Ist dieser „Kuschelkurs“ aus marktwirtschaftlicher Sicht vertretbar?
Leitner: Gekuschelt wird nur zu Hause. Die Kunden profitieren davon, dass über ganz Österreich verteilt Händler und Importeure seriöse Arbeit machen. Unsere Kunden haben auch
unterschiedliche Marken in den Garagen stehen. Bei technischen Problemen unterstützen wir unsere Kunden, und beschaffen auch Ersatzteile von den anderen
Importeuren.
a-trial: Wie siehst du die weitere Entwicklung der BLM-März-Importmarke Gas Gas?
Leitner: GasGas ist in Österreich sicher Branchenprimus im Trialsport. Das soll und wird auch so bleiben. Die Modellvarianten, darunter vor allem die Eco-Modelle decken das
Kundespektrum sehr gut ab und geben sogar Grund zur Hoffnung, den Vorsprung auf den Mitbewerb noch weiter aus zu bauen.
a-trial: Was ist in technologischer Hinsicht von Gas Gas demnächst zu erwarten?
Leitner: Im März bzw. April wird das Jubiläum „30 Jahre GasGas“ gefeiert. Zu diesem Anlass wurde die Vorstellung eines Prototypen angekündigt. Seitens des Werkes gibt es aber keine Informationen, worum es sich dabei handeln wird.
a-trial: Wie siehst du die Zukunft der E-Motoren im Trial?
Leitner: Mit der Elektro-Serie gibt es bei GasGas schon Modelle im Sortiment. Davon haben wir bereits gut 50 Stk. verkauft. Die Klientel ist dabei eine vollkommen neue
Kundenschicht. Die E-Trial wird häufig als Zweit- oder Dritt-Motorrad gekauft. Zum Beispiel betreibt einen Hotelier einen eigenen E-Trial-Fuhrpark für seine Gäste. Diese Modelle sind für Leute im
städtischen Bereich perfekt, die auch mal am Sonntag im eigenen Garten unbemerkt ein paar Runden drehen wollen. Mittlerweile sind die E-Trials mit Kupplung und Getriebe ausgestattet. Das
Nonstop-Reglement kommt ihnen prinzipiell entgegen. In diesem Bereich wird technologisch sehr intensiv gearbeitet, die Entwicklung schreitet sehr schnell voran.
a-trial: Wie wichtig ist die Förderung des Spitzensport?
Leitner: Dazu habe ich gemischte Gefühle. Trial kommt aus dem (Leistungs-)Sport. Gibt es keine leistungssportliche Angebote, sinkt auch das Interesse im Hobbybereich.
Andererseits muss der Leistungssport nicht um jeden Preis aufrecht erhalten werden. Viel wichtiger ist für uns der Fokus auf die direkte Kunden-Händler-Achse. Eine Meisterschaft ist natürlich
wichtig für den Sportbereich, aber ein geselliger Nachmittag gemeinsam mit unseren Kunden auf der Jaga-Wiese, unserer hauseigenen Trainingsmöglichkeit in Sankt Kathrein bringt uns mehr.
a-trial: Wie förderst du als Importeur den Trialsport in Österreich?
Leitner: Wir haben keine speziellen Förderprogramme. Andererseits steht uns am Firmengelände ein behördlich genehmigtes Trainingsgelände zur Verfügung, in dem unsere Kunden
trainieren oder probefahren können. Zwei bis drei Fahrer unterstützen wir mit Sonderkonditionen für Motorrad und Ersatzteile. Wer uns kennt, weiß: uns ist wichtig ist, dass die Leute fahren
können. Egal ob Leistungssportler oder Hobby-Fahrer. Dafür setzen wir uns 100%ig ein.
a-trial: gibt es bei BLM auch ein Sortiment für Klassik-Trial Fans?
Leitner: sorry, leider bieten wir weder Trachtensakkos noch Blue-Jeans an (Anm. d. Red.: und lacht dabei herzlich.). Aber mit unserer funktionellen Trialkleidung von Mots sehen auch Klassik-Trialer gut aus und genießen den Tragekomfort nach neuesten Erkenntnissen.
a-trial: Derzeit gibt es drei verschiedene Verstaltungsserien in Österreich. Die Teilnehmerzahlen sind überall steigend. Was sind die Gründe dafür?
Leitner: Weil gerade in den letzten Jahren mehr Motorräder verkauft wurden! Der Trialsport ist für Motorsportler in mehrerer Hinsicht ideal. Er ist kostengünstig, bei der
Ausübung leise und benötigt auch nur eine geringe Grundfläche beim Trainieren. Gerade am Beispiel der Steiermark zeigen auch die zunehmenden Trainingsmöglichkeiten der letzten Jahre z.B.
Trialfarm in Turnau, Trialpark am Salzsiegl aber natürlich auch auf der Jagawiese in Sankt Kathrein eine deutliche erhöhtes Interesse am Trialsport.
a-trial: Mit dem Klassik-Trial A-Cup werden wieder Motorräder aus den Garagen geholt und verwendet, die bis dahin ein Schneewittchendarsein fristeten. Es sind somit
zusätzliche Motorräder unterwegs, bzw. werden sogar noch welche neu aufgebaut. Schadet diese Entwicklung dem Verkauf von neuen Motorrädern?
Leitner: Gerade die Jahre 2011 und 2012, also die ersten Jahre des A-Cups zeichneten sich durch besonders erfreuliche Verkaufszahlen aus. Nein, die Klassik-Trialszene wirkt
sich nicht beim Neumotorrad-Verkauf aus. Wer ein altes Motorrad hat, hat auch ein Neues. Als Ausnahme fällt mir da nur Joe Wallmann ein, der Topfahrer der 1970er Jahre. Der ist noch immer mit
seiner Bultaco „verheiratet“. (Anm: und lacht dabei).
a-trial: Du warst auch schon selbst Teilnehmer beim Klassik-Trial A-Cup. Was waren aus deiner Sicht die Stärken bzw. Schwächen dieser Veranstaltung?
Leitner: Da kann ich nur 100 Punkte dafür vergeben. Das gemeinsame Fahren in der Gruppe hat auch auch etwas von „Erhaltung der alten Kultur“. Im Vergleich zum Spitzensport ist
das, ich würde sagen, „bodenständiger“. Gut finde ich auch, dass es für die Breite, also die Gruppe der Gelegenheitsfahrer, sehr gut fahrbar ist.
Heinz Leitner ist Deutschland-Betreuer von:
BLM März Motorradhandel GmbH
Tragößerstraße 53, A-8600 Bruck an der Mur
Tel. : +43 (0)3862 53551-0, Fax. : +43 (0)3862 56063
E-Mail: heinz.leitner@blm.at
Anmerkung: Das Gespräch wurde am 6.1.2014 geführt.
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