a-trial: Seit wann bist du im Zweirad-Bereich berufstätig?
Bachner: Meine Lehre als Zweiradmechaniker habe ich 1975 begonnen.

a-trial:  Und selbständig bist du seit?
Bachner: Im Jahr 2000 habe ich mit meinem Unternehmen begonnen.

a-trial: Für welche Trialmarken bist du Importeur?
Bachner: Wir importieren Ossa, Xispa (E-Bikes), Monty (Fahrrad), aber verkaufen auch Beta und Montesa.

a-trial: Gibt es offizielle Verkaufszahlen (z.b. vom statistischen Zentralamt) für den Trialbereich?

Bachner: Nein, Statistiken betreffen nur Fahrzeuge die zugelassen werden, die Importeure haben aber ihre eigenen Zahlen.

a-trial: Wie ist das Trialmarken-Ranking in Österreich?
Bachner:  GasGas, Beta,  Sherco ,Ossa, vor Montesa und Jotagas .Das kann sich aber ganz schnell ändern.

a-trial: Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist nicht einfach. In Österreich liegt die (dzt. Winter-) Arbeitslosigkeit bei ca. 10%. In Österreich gingen die Zulassungszahlen im gesamten KFZ-Bereich von Jänner – November 2013 um -5,6% zurück. Im Bereich PKW wurden -6,1% weniger und im Bereich der Motorräder wurden ca. -10% weniger Motorräder neu zugelassen.
Wie sieht die Marktsituation im Trialbereich aus?

Bachner: Ich bin gerade bei der Inventur und habe noch keine genauen Zahlen vorliegen. Aber insgesamt werden es ca. 250 verkaufte Motorräder im Jahr 2013 gewesen sein (quer durch das Sortiment, also Enduro, Trial, Straße usw…). Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, die Zahlen dürften geringfügig zurück gegangen sein. Im Bereich Trial könnte sich aber vielleicht  ein kleines Plus ausgehen.

a-trial: Du bist im Retail (=Endkundengeschäft) stark im Endurobereich aktiv. Wie verhalten sich die Verkaufszahlen bei dir im Vergleich Enduro zu Trial?
Bachner: Bei den Fahrzeugen wird es bei uns bei ca. 1:1 liegen.

a-trial: Wie gestaltet sich aktuell der Verkauf bei den Trialmotorrädern, wie sieht die derzeitige Situation für dich aus?
Bachner: Also momentan sind die Lager voll, auch mit Gebrauchten. Ich weiß, dieses Problem haben derzeit auch sehr viele Kollegen und Händler. Noch vor zwei Jahren, kam ein Kunde, verglich ein paar passende Modelle und verlud gleich ein gekauftes Motorrad. Derzeit kommen die Kunden fünfmal und bringen noch Vergleichsangebote mit, bevor Sie überhaupt kaufen. Derzeit braucht es viel Geduld.

a-trial: Und bei den Enduros?
Bachner: Da ist es noch schwieriger. Ich weiß von Händlern, bei denen Neumotorräder über das Jahr im Lager geblieben sind und nun mit Verlust als Vorjahresmodell verkauft werden müssen. Einjährig Gebrauchte will schon kaum ein Händler mehr eintauschen. Dafür ist im Endurobereich der Ersatzteilverkauf wesentlich interessanter. Als Beispiel: im Vorjahr dürften so ca. 30-50 Trialreifen, aber ca. 300 Enduroreifen bei uns über den Ladentisch gegangen sein.

a-trial: Spanien leidet derzeit unter enormen wirtschaftlichen Probleme und steht mit einem Bein unter dem ESM-Schutzschild der EU. Das Land kämpft mit den Folgen der geplatzten Immobilien-Blase und einer Arbeitslosenrate von 26%, also jeder vierte Spanier ist arbeitslos. Hat diese Situation auch für dich als Importeur von spanischen Marken (Ossa, Xispa, Monty) spürbare Konsequenzen?
Bachner:  Absolut! Gerade im Vorjahr gab es leider gelegentlich Probleme bei der Ersatzteilversorgung, weil immer wieder spanische, aber auch Italienische Kleinzulieferer in die Insolvenz geschlittert sind. Ich erinnere mich noch gut an Beta, wo die Motorräder fertig waren, aber nicht ausgeliefert werden konnten, da Paioli der Gabel-Hersteller Probleme hatte und nicht liefern konnte. Ersatzteile fehlten, bis die neuen Zulieferer die erforderlichen Standards erfüllten, gab es leider auch mal Qualitätsprobleme bei den Teilen. z.B. AJP, jetzt Brake Tech. Das hat sich in letzter Zeit enorm verbessert. Zusätzlich wird ab diesem Jahr Ossa gemeinsam mit Gas Gas fertigen und für 2015 wird auch auf technischer Basis zwischen diesen beiden Herstellern enger kooperiert werden. Hier drängte die katalanische Regierung beide Werke die Synergien dieser Zusammenarbeit zu nutzen.

a-trial: Warum drängen so viele Hersteller (Xispa, Ossa, Jotagas, Greeves, Vertigo) gerade in einen so kleinen Markt wie dem Trialsport?
Bachner: Ein Grund liegt sicher darin, dass der technische Anspruch für ein Trialmotorrad nicht so hoch ist wie für eine erfolgreiche Enduro. Ein anderer Grund liegt darin, dass viele dieser Projekte im Großraum von Girona in Katalonien entstehen. Kennt man den persönlichen Hintergrund der ehemaligen oder aktuellen Unternehmensführungen (das gilt teilweise auch für Zuliefer-Unternehmen) wird man feststellen: die Leute kennen sich, haben schon einmal zusammengearbeitet, sind befreundet oder verwand. Man hilft sich, oder will es den Anderen auch zeigen wie es geht. Für die Importeure und Händler ist das nicht einfach: der Kuchen bleibt ja gleich groß, wird aber in immer kleinere Stücke aufgeteilt. 

a-trial: Die Importeure der wichtigsten Marken sind in Österreich geografisch gesehen gut verteilt: Bruck-Lunz-Ebenau-Schwarz. Das Verhältnis der Importeure untereinander kann durchaus als freundschaftlich zumindest aber als kollegial bezeichnet werden. Ist dieser „Kuschelkurs“ aus marktwirtschaftlicher Sicht vertretbar?
Bachner: Naja, jeder von uns muss mit seinem Geschäft seine Familie ernähren. Da ist sich sicher jeder selbst am nächsten. Aber es ist schon auch richtig, dass sich glücklicherweise alle zusammen sehr fair verhalten. Auch Kunden hätten Nachteile, würden die Importeure versuchen, sich gegenseitig einander die Schädel ein zu schlagen. Kunden würden verunsichert werden, die Ersatzteilversorgung würde sich verschlechtern. Die Stimmung am Markt wäre schlecht, die Kunden würden den Spaß an der Sache verlieren. Auch andere Branchen mussten lernen, dass die Geizgeilheit auf Dauer nicht positiv für die Kunden ist. Da gehört mehr dazu. In der aktuellen Situation helfen sich die Importeure auch mal gegenseitig aus, wenn ein Kunde z.B. einmal ein Problem mit einer Fremd-Marke hat. usw.

a-trial: Wie siehst du die weitere Entwicklung deiner Importmarke Ossa.
Bachner: Der Verkauf lag von Anfang an über den Erwartungen und macht richtig Spaß. Bereits im Einstiegsjahr 2011 wurden ca. 70 Motorräder verkauft. Die Nachfrage ist weiterhin steigend. Derzeit sind wir sogar ausverkauft, und bemühen uns um Nachschub.

a-trial: Der Name  Ossa steht für eine Traditionsmarke, die schon Anfang der 1970er Jahre äußerst erfolgreich war. Was tut sich technologisch in der Zukunft?
Bachner: Da muss man einleitend sagen, dass Ossa mit dem 2takt-Einspritz-Motor, Kassettengetriebe, Gewichtsverteilung, usw., dem Mitbewerb technologisch teilweise um 9-10 Jahre voraus ist. Diese Technologien sind jetzt gerade einmal drei Jahre alt. Da sind in naher Zukunft keine technischen Quantensprünge zu erwarten. Allerdings wird laufend im Detail verbessert. Vor allem wurde die Qualität im Zulieferbereich wieder auf das gewünschte Niveau gestellt. Das ist schon deutlich merkbar. Werde ich nach der technischen Zukunft gefragt: Die Vergaserlösungen von Mitbewerbern, die teilweise seit 20 Jahren unverändert sind, wird es nicht mehr lange geben. Ossa hat dann den Vorteil einer jahrelangen Erfahrung mit Einspritzmotoren.

a-trial: Wie siehst du die Zukunft der E-Motoren im Trial?
Bachner: Ich sehe in nächster Zukunft keine zufriedenstellenden Lösungen auf uns zukommen. Modelle ohne Getriebe und Kupplung sind völlig unzufriedenstellend. Derzeit reichen die Akku-Kapazitäten nicht für große Runden. Wirtschaftlich ist diese Technologie noch zu teuer und wenig sinnvoll. Ich beobachte dieses Thema, kann mich aber noch nicht damit anfreunden. Dazu kommt auch noch ein sicherheitstechnisches Problem: In unserer Firma hat es 2012 zwei Mal gebrannt. In beiden Fällen haben sich LIPO AKKUS selbst entzündet. 

a-trial: Wie siehst du die weitere generelle Entwicklung des Trialmarktes?
Bachner: Die Zahl der Hobbyfahrer sehe ich weiterhin als Wachstum-Bereich. Viele davon fahren gar nie zu einem Bewerb, sondern nutzen das Trialmotorrad nur zu Hause am privaten Gelände. Hier haben die Erfolge der ehemaligen Trialfahrer bei den populären Extremenduros viel beigetragen. Jarvis, Blazusiak und Co. haben den Trialsport auch in Endurokreisen sehr populär gemacht.
Die Gruppe der reinen Trial-Wettbewerbsfahrer, die zu (fast) allen Bewerben fahren, sehe ich zukünftig sogar rückläufig.

a-trial: Wie wichtig ist die Förderung des Spitzensport?
Bachner: Jeder Händler / Importeur sieht es natürlich gerne wenn sein Fahrer/ Marke einen Stockerlplatz belegt. Es sollte aber nicht überbewertet werden, ein zufriedener Durchschnittsfahrer bringt wahrscheinlich mehr, als ein Topfahrer der die Marke fährt weil er sie am günstigsten bekommen hat. Schon die alten Bauern sagten, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.

a-trial: Wie förderst du als Importeur den Trialsport in Österreich?
Bachner: Zuerst einmal mit einem großen Ersatzteillager. Die Kunden müssen nicht lange auf Bestellungen warten, sondern können sofort wieder Spaß an Ihrem Hobby haben. Für unsere Kunden haben wir ein zusätzliches Grundstück gepachtet.  Motorradkunden können bei uns auf über 30ha Gelände KOSTENLOS jederzeit testen und trainieren. Wir veranstalten öffentlich ausgeschriebene Trialbewerbe, sowie auch Wandertrials in Kroatien. In Kooperation mit dem benachbarten Trialhof von Peter Enöckl vermittlen und unterstützten wir auch Trainingslehrgänge. Bei uns gibt es natürlich auch Testmotorräder zum Ausprobieren.

a-trial: Gibt es bei dir auch „Bachner-Werks-Fahrer“?
Bachner: Wir unterstützen immer wieder talentierte Fahrer. Zur Zeit auch slowakische, tschechische und ungarische Fahrer, da wir auch für diese Länder Importeur sind. Wir haben aber in der Vergangenheit auch schon  mehrmals den Österreichischen Staatsmeister gestellt. Die Betreuung ist aber nicht so, wie es die Bezeichnung „Werks-Fahrer“ vermuten lässt. Den Fahrern von Bachner-Racing unterstützen wir in erster Linie durch unser technisches Know How. Aber vor allem stellen wir mit unserem Ersatzteillager sicher, dass die Leute möglichst kurzfristig benötigte Ersatzteile erhalten und gleich wieder fahren können.

a-trial: Du vertreibst in Deinem Online-Shop auch Ersatzteile für Klassik-Motorräder. Speziell Gummi-Teile mit originalen Hersteller-Logos der ehemaligen spanischen Marken.

Bachner: Ja, das läuft ganz gut. Wir haben einen Hersteller gefunden, der diese Gummiteile noch mit den originalen Maschinen von anno dazumal herstellt. Das sind also tatsächlich neuwertige Original-Gummis. Da verkaufen wir auch erfreulich gut nach Deutschland und erstaunlicherweise auch sehr gut nach Finnland. Das liegt daran, dass wir auch eine ungarische Artikelbeschreibung anbieten,  das können wiederum viele Finnen lesen und verstehen. Als wir die erste Bestellung aus Australien erhalten haben, glaubten wir noch an ein Missgeschick des Bestellers, der Austria mit Australia verwechselt hat, mittlerweile versenden wir fast weltweit.

a-trial: Derzeit gibt es drei verschiedene Verstaltungsserien in Österreich. Die Teilnehmerzahlen sind überall steigend. Was sind die Gründe dafür?
Bachner: In erster Linie, weil mehr Gelegenheitsfahrer zu den Bewerben kommen. Diese Gruppe will nicht allzu weit zu einer Veranstaltung anreisen. Aber sie nutzen Bewerbe, die in der Nähe stattfinden. Wie bereits gesagt, sehe ich die Zahl der „Meisterschaftsfahrer“ eher stagnierend oder rückläufig. Dagegen wachsen die Teilnehmerzahlen gerade in den leichteren Spuren. Da hat auch die Einführung der „grünen Spur“, also die feinere Abstimmung zwischen der Anfängerspur (weiß) und der Spur für Fortgeschrittene (gelb) einen großen Beitrag geleistet. Gerade für diese Gruppe ist auch die Nonstop-Wertung von enormen Vorteil. Die Leute kommen gut ins Fahren und haben dabei Ihren Spaß. Ich persönlich fände es auch völlig unsinnig, nach einen Meisterschaftsmodus zu veranstalten, der vom Weltverband abweichen würde.

a-trial: Mit dem Klassik-Trial A-Cup werden wieder Motorräder aus den Garagen geholt und verwendet, die bis dahin ein Schneewittchendarsein fristeten. Es sind somit zusätzliche Motorräder unterwegs, bzw. werden sogar noch welche neu aufgebaut. Schadet diese Entwicklung dem Verkauf von neuen Motorrädern?
Bachner: Nein, Trialfahrer waren immer schon Bastler. Auch im Enduro gibt es z.B. in der ACC-Serie viele verschiedene Klassen, auch für historische Motorräder. Das belebt die Szene, es werden Leute wieder angesprochen, die schon mal Trial gefahren sind und wieder damit aufgehört haben. Die Leute haben ja auch oft ein zweites oder drittes Trial-Motorrad.

a-trial: Du warst auch schon selbst Teilnehmer beim Klassik-Trial A-Cup. Was waren aus deiner Sicht die Stärken bzw. Schwächen dieser Veranstaltung?
Bachner: Mir hat das sehr gut gefallen. Ich fuhr völlig stressfrei in der Gruppe. Der Teamgeist stand im Vordergrund. Wer einfach ein nettes Wochenende am Motorrad verbringen will, dem kann ich den A-Cup nur empfehlen.

Andreas Bachner ist Inhaber von:

Bachner Sportmotorrad Handels Ges.m.b.H.
Weinbergl 1, 3293 Lunz am See, Österreich
Tel. : +43 (0)7486 - 20020, Fax. : +43 (0)7486 - 20020 20
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